Frage an Florian Ritter von Reiner H. bezüglich Bildung und Erziehung
Sehr geehrter Herr Ritter,
das bayerische Schulsystem liefert bundesweit beste Vergleichsdaten und versorgt die bayerische Wirtschaft - auch bundesweit führend - mit gut ausgebildetem Personal. Die Schülerleistungen von bayerischen Realschülern (eine Gruppe mit Prüfung in zwei Fremdsprachen, Mathematik mit Vektoren und Matrizen) sind mit Gymnasiasten mancher anderer Bundesländer vergleichbar. Wie sieht für Sie die Zukunft der bayerischen Realschule vor dem Hintergrund der Forderung der Abschaffung der Hauptschule aus?
Wodurch werden Sie die Hauptschule ersetzen, welchen konkreten Pläne - außer Zeitungsschlagzeilen (siehe oben) - haben Sie?
Welcher Zeitrahmen ist vorgesehen?
Vielen Dank für Ihre Mühen.
Mit freundlichen Grüßen
Reiner Hertweck
Sehr geehrter Herr Hertweck,
Der Vergleich von einzelnen Schultypen in den Bundesländern ist verführerisch. Leider ist dies aber nicht möglich. Das bayerische Realschüler teilweise besser abschneiden als Gymnasiasten in anderen Bundesländer liegt in der Ungerechtigkeit des bayerischen Schulsystems begründet. Von allen Bundesländern geht in Bayern der kleinste Prozentsatz der Schüler ans Gymnasium. Das bedeutet: Schülerinnen und Schüler die eigentlich problemlos das Abitur machen könnten, sitzen in der Realschule. Dadurch wird natürlich das Niveau der Realschule angehoben.
Ich sehe hierbei jedoch keinen Vorteil für die bayerische Wirtschaft – im Gegenteil sogar. Bayern muss Abiturienten importieren. Die Wirtschaft hat eine große Nachfrage nach Abiturienten und Akademikern. Doch durch das bayerische Bildungssystem schaffen es zu wenig Schülerinnen und Schüler zum Abitur. Hier verschenken wir ein enormes Potential. Es geht auch nicht darum das Abiturniveau abzusenken. Aber warum hat ein Arbeiterkind – bei gleicher Intelligenz - eine 6,9 fach geringere Chance das Abitur zu schaffen als ein Akademikerkind?
Wir wollen nicht einfach Real- und Hauptschule zusammenlegen und das war´s. Wir wollen das alle Schülerinnen und Schüler länger zusammen lernen können. Ich bin für eine Gemeinschaftsschule in der eine echte individuelle Förderung der Schüler möglich ist. Das bayerische Schulsystem verteilt die Schüler nur in 3 Schubladen, bei denen es nur eine Durchlässigkeit von oben nach unten gibt.
Wir haben für unsere Vorstellungen keinen exakten Zeitrahmen festgelegt. Ich kann Ihnen jedoch garantieren, dass unsere Schulreformen nicht so überstürzt durchgeführt werden wie das G8.
Mit freundlichen Grüßen
Florian Ritter
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