Frage an Florian Hahn von Gerhard R. bezüglich Jugend
Sehr geehrter Herr Hahn,
aus Derwesten:
"Makabres Kriegsspiel in Bundeswehrkaserne
Politik, 05.06.2011, Daniel Freudenreich, Hayke Lanwerth u. Petra Kappe
Ein Schild mit der Aufschrift "Klein-Mitrovica. Kreis Zwickau" steckt am Rand der aufgebauten Miniaturstadt "Klein Mitrovica" in der Kaserne Bad Reichenhall. Foto: RABATZ Bündnis/dapd
Berlin. Kinder und Jugendliche durften am Tag der offenen Tür in der Kaserne in Bad Reichenhall mit Waffenattrappen hantieren. Pikant war vor allem das Ziel der Schießübungen.
Bei der Bundeswehr gibt es offenbar einen Skandal um ein Kriegsspiel in einer Kaserne in Bad Reichenhall. Nach einem Bericht der Bild am Sonntag durften Kinder und Jugendliche am vergangenen Wochenende beim Tag der offenen Tür ein Dorf aus Spielzeughäusern angreifen – unter Anleitung von Soldaten. Dies geht aus Fotos hervor, die die Zeitung veröffentlicht hat.
Vor dem angegriffenen Dorf stand ein Ortsschild mit dem Namen „Klein-Mitrovica“. Dies ist besonders pikant vor dem historischen Hintergrund. Im Kosovo, das ab 1941 dreigeteilt war, wurde der nördliche Teil von Mitrovica von Deutschen besetzt. Sie zwangen alsbald die Roma zur Arbeit. Im Spätsommer 1942 mussten 300 Roma aus Mitrovica für die deutschen Truppen Vieh nach Griechenland treiben. Die Roma waren zu Fuß einige Hundert Kilometer unterwegs. 1942 sollen auch lokale Behörden 53 Juden an die Deutschen in Mitrovica ausgeliefert haben. Die 1944 aufgestellte SS-Gebirgsdivision Skanderbeg war später für die Deportation der Juden im Kosovo in Konzentrationslager verantwortlich."
Trifft es zu, daß es ähnliche Vorfälle auch in Schleswig-Holstein gab?
Wie reagieren Kinderschutzorganisationen wie terre des hommes auf solche Veranstaltungen?
Mit freundlichen Grüßen
Gerhard Reth
Sehr geehrter Herr Reth,
lassen Sie mich zunächst zu den Vorwürfen Stellung nehmen, die derzeit im Zusammenhang mit dem Tag der offenen Tür in der Kaserne Reichenhall im Raum stehen:
Die Bundeswehr leistet seit 1999 im Kosovo einen wichtigen Dienst, auch in Mitrovica. Offensichtlich handelt es sich bei der Miniaturdarstellung des Dorfes um eine Situation während dieses Einsatzes vor einigen Jahren, als albanische und serbische Nationalisten das Dorf geplündert und verwüstet hatten. Natürlich bekommt das Ortsschild vor dem Hintergrund der deutschen Verbrechen vor Ort während des zweiten Weltkrieges eine andere und wahrscheinlich nicht gewollte Dimension. Es gilt sachlich und vorurteilsfrei zu ermitteln.
Sollte dieser Bezug aber beabsichtigt gewesen sein, muss konsequent vorgegangen werden.
Von einer Schießübung oder gar einem gespielten Angriff kann meiner Meinung nach nicht die Rede sein. Hier wurde ein Zielfernrohr ohne Waffe zur Abschätzung von Entfernungen verwendet. Ironischerweise beweisen das gerade die Bilder, mit denen Linksaktivisten die Bundeswehr einmal mehr in Verruf bringen wollen. Grüne und SPD haben mit ihren Äußerungen zu einer vorschnellen und unsachlichen Skandalisierung beigetragen. Ich erwarte von der Opposition mehr Verantwortung und Solidarität für unsere Soldaten.
Mir sind soweit keine derartigen Vorfälle aus Schleswig-Holstein bekannt. Um die Meinung von Terre des Hommes einzuholen, bitte ich Sie, sich direkt an die Organisation zu wenden.
Mit freundlichen Grüßen
Florian Hahn MdB