Wie bringen Sie die mentale Stärke auf, im politischen Diskurs mit anderen politischen Kräften (gerade von rechts außen) nicht wahnsinnig zu werden und ist eine Debatte mit solchen Leuten sinnvoll?
Sehr geehrter Herr De Masi,
die Frage ist eigentlich selbsterklärend. Lohnt es sich überhaupt, mit dem einen Querdenker-Onkel am Familientisch zu diskutieren? In der Regel halten solche Leute ja nicht viel von einer Diskussionskultur, greifen schnell zu Parolen und argumentieren mit Halbwissen aus Telegram-Kanälen. Es ist anstrengend, ich frage mich langsam, ob es nicht aussichtslos ist und man nur seine Energie verschwendet. Auf Bundestagsebene sind sie ja auch den Fragen der AfD-Fraktion ausgesetzt, ich frage mich wie sie damit klar kommen ohne wahnsinnig zu werden. Ob solchen Leuten mit sachlichen Argumenten beizukommen ist?
Sehr geehrter Herr K.,
es kommt weniger darauf an, Querdenker oder gar AfD-Abgeordnete zu überzeugen, sondern Menschen, die zu Recht von der Politik enttäuscht sind und gar nicht zur Wahl gehen oder etwa aus Protest die AfD wählen. Es gibt darunter Menschen, die nicht zu erreichen sind.
Es gibt aber Menschen, die auch meine Partei aufgrund eigener Fehler verloren hat. Ich versuche die Verlogenheit der AfD vor Augen zu führen. Etwa die Tatsache, dass die AfD am Rockzipfel von Schweizer Milliardären hängt und keine Partei der kleinen Leute ist:
https://www.youtube.com/watch?v=7Cps4t9RKAI
Widerspruch schärft die eigenen Argumente. Man kann etwa Corona ernst nehmen und dennoch kritisieren, wenn man sich in moralischen Appellen an das Verantwortungsgefühl von Menschen erschöpft, statt Anreize für eine Erhöhung der Impfquote zu setzen.
Die soziale Realität einer Kassiererin in einer 40qm Wohnung ist eine andere, als die einer Yoga-Lehrerin in einer Penthouse-Wohnung, die Online-Kurse gibt. Die Aufgabe von Politik ist, Lösungen für eine Mehrheit der Menschen zu finden, statt den Zeigefinger zu erheben. Daher scheue ich keine Debatte. Dies ist mein Job.
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Mit freundlichen Grüßen
Fabio De Masi, MdB