Frage an Fabienne Sandkühler von Michael v. bezüglich Landwirtschaft und Ernährung
In der Landwirtschaft ist der Humusgehalt der Äcker drastisch gesunken und in etwa 20 Jahren gibt es keine Phosphatlager mehr für künstliche Düngung (https://www.youtube.com/watch?v=GtCHdFdJWLQ). Welches Instrumentarium sehen Sie, um die zukünftige Ernährung der Menschheit durch ackerbauliche Pflanzenproduktion in der EU zu sichern ?
Wann die Phosphatlager aufgebraucht sein werden ist sehr umstritten und nicht mit Sicherheit zu sagen. Zusätzlich zu den Phosphatlagern, also dem Gestein, aus dem Phosphat abgebaut wird, gibt es auch andere Phosphatressourcen. Ob und wie wirtschaftlich diese abgebaut werden können, ist allerdings noch schwerer einzuschätzen. Cordell, Drangert und White (2009) schätzen, dass Phosphat ab 2033 schwerer als vorher zu bekommen sein wird - das dürfte die Studie sein, die am ehesten zu den von Ihnen angesprochenen 20 Jahren passt. Die Gesamtlage der Studien deutet allerdings darauf hin, dass wir nicht vor Ende dieses Jahrhunderts Probleme im Phosphatabbau bekommen (Van Vuuren, Bouwman, & Beusen, 2010). Wie dringend das Problem genau ist, ist also unklar. Fest steht aber: Wir müssen dafür sorgen, dass wir Phosphat zurückgewinnen und es nicht bei jedem Zwischenschritt von Abbau über Dünger und schließlich zum Essen, verloren geht. Welche Maßnahmen dafür am besten geeignet sind - sparsameres Düngen, Rückgewinnung aus Abfall, Rückgewinnung aus tierischem Kot oder menschlichem Urin, Abbau von Phosphatressourcen außer phosphatreichem Gestein, ... - würde ich, bevor ich dafür werbe und abstimme, mit vertrauenswürdigen Experten beraten. Zum Humusgehalt der Äcker: "Drastisch" gesunken ist er meines Wissens nach vor allem in einigen afrikanischen Ländern. Schulungen zur nachhaltigeren und effektiveren Ackernutzung scheinen sich als Gegenmittel zu bewähren und unterstützenswert zu sein. https://worldpolicy.org/2017/02/14/continuing-the-wins-in-soil-health-restoration-in-africa/ Wie europäische Äcker verbessert werden können und wie nötig das ist, scheint sehr von der Lage abzuhängen (Louwagie, Gay, Burrel, 2009; Spiegel et al., 2014). Für umfassendere Aussagen zu europäischen Böden habe ich mich noch nicht genug informiert.
Ein Hinweis zu dem Video: Der Vortragende erwähnt, dass er Psychokineseologie betreibt, Klimaskeptiker ist und empfiehlt esoterische Detoxbehandlungen. Das ist sehr unwissenschaftlich und macht ihn als Quelle wenig vertrauenswürdig.