Frage an Evelyne Gebhardt von Ann-Monika G. bezüglich Arbeit und Beschäftigung
Sehr geehrte Frau Dr. Gebhardt,
in einem Focus-Bericht heißt es:
"Arbeitsmarktforscher sehen auch für das Jahr 2014 keine Anzeichen für einen neuen Job-Boom in Deutschland.
Die Arbeitslosigkeit werde im kommenden Jahr allenfalls leicht sinken, geht aus der am Freitag veröffentlichten Jahresprognose des Instituts für Arbeitsmarkt- und Konjunkturforschung (IAB) hervor. Für 2014 rechnet die Denkfabrik der Bundesagentur für Arbeit (BA) mit durchschnittlich 2,901 Millionen Erwerbslosen. Das wären lediglich 37.000 Jobsucher weniger als im Jahresschnitt 2013. Trotzdem erwarten die Wissenschaftler 2014 eine Rekordbeschäftigung. Arbeitslose würden davon aber kaum aber profitieren. Vielmehr besetzten Unternehmen neu geschaffene Stellen zumeist mit gut ausgebildeten Zuwanderern aus Süd- und Osteuropa".
Quelle: http://www.focus.de/finanzen/news/wirtschaftsticker/arbeitsmarktforscher-auch-2014-kein-neuer-job-boom_aid_1114347.html
Dabei besteht laut folgendem Bericht gar kein Fachkräftemangel:
Ein Auszug:
Arbeitslose:
"Die Zahl der Arbeitslosen ist der DIW-Studie zufolge bei fast allen Fachkräften höher als die Zahl der offenen Stellen. Lediglich in einigen wenigen Berufen sieht die Untersuchung tatsächlich Hinweise auf eine echte Knappheit in der Arbeitslosenstatistik. Das sind im Einzelnen Vulkaniseure und Elektroinstallateure sowie Ärzte und Krankenschwestern".
Quelle und Gesamtartikel: http://www.n-tv.de/wirtschaft/Die-Maer-vom-Fachkraeftemangel-article3833126.html
Warum also nehmen wir nicht erstmal die eigenen Leute für offene Stellen??
Kann man die eigene Bevölkerung- zumal Schwierigkeiten mit der Sprache bei den eigenen Leuten wegfallen würden- einfach aufgeben, um die Jobs Zuwanderern zu geben?
Warum dürfen wir nicht endlich selbst über die EU-Politik wie Freizügigkeit usw. abstimmen? Die Schweizer durften es ja auch.
Politiker sollten m.E. Sachverwalter sein und nicht alles im Alleingang bestimmen, wie sehen Sie das?
Mit freundlichen Grüßen
Ann-Monika Gruber
Sehr geehrte Frau Gruber,
besten Dank für Ihre Frage und für die Übersendung eines Links zu einem Artikel, der allerdings aus dem Jahre 2011 stammt und keinesfalls die aktuelle Arbeitsmarktsituation wiederspiegelt.
So hat etwa die Agentur für Arbeit in Konstanz-Ravensburg im Januar 2014 mitgeteilt, dass der Geschäftsstellenbereich Wangen im Allgäu, zu dem auch Ihre Heimatstadt Isny zählt, eine Arbeitslosenquote für das Jahr 2013 in Höhe von 3,1 % aufweist, also quasi Vollbeschäftigung gegeben ist. Darum stellt gerade für Ihre Region die qualifizierte Zuwanderung von Fachkräften oder Auszubildenden aus dem Ausland eine wichtige Strategie für unsere heimatlichen Unternehmen dar, die ansonsten ihren Bedarf an talentierten und gut ausgebildeten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern nicht mehr decken könnten und dennoch in einem globalen Wettbewerb bestehen müssen. Eine solche Wirtschaftsstrategie sichert unser aller Wohlstand und basiert auf dem bestehenden Recht auf Freizügigkeit innerhalb der Europäischen Union; einem elementaren Grundrecht, das allen Unionsbürgerinnen und -bürgern und damit auch Ihnen zusteht.
Grundsätzlich bin ich für mehr direkt demokratische Elemente innerhalb unseres bestehenden Systems der repräsentativen Demokratie. So unterstütze ich etwa die Europäische Bürgerinitiative "right2water", die beispielhaft zeigt, wie Bürger und Bürgerinnen der Europäischen Union direkten Einfluss auf die Europäische Gesetzgebung nehmen können.
Gerade die Abstimmung zur Zuwanderung in der Schweiz zeigt aber auch, wie anfällig eine direkte Demokratie für kurzzeitige Einflüsse von Demagogen und Populisten sein kann, wenn rechtsgesinnte Parteien, wie die Schweizerische Volkspartei, fremdenfeindliche Stimmungen entfachen.
Mit freundlichen Grüßen
Evelyne Gebhardt