Wieso sollen die Fachkräfte in der Behindertenhilfe den nicht verlassen wenn sie immernoch verheitzt werden?
Die Behindertenhilfe steht vor den zusammen Bruch immer mehr Fachkräfte verlassen ihren Beruf. Nachdem sie sich in den Hochzeit der Pandemie kaputt gearbeitet haben. Von der Politik kam bis auf schöne Wörter nichts. Im Gegensatz würden wir abgewertet Stichwort Coronaprämie. Und Fachkräfte wie z.B. Arbeitserzieher immer noch nicht überall anerkannt ist. Es gibt seit 2021 ein Studie der TU Darmstadt das ca. 50 % der Fachkräfte der Behindertenhilfe darüber nach ihren Beruf aufzugeben. Also wieso sollen die Leute nicht den Beruf aufgeben wenn die Arbeit krank macht und Politik nichts macht?
Sehr geehrter Herr F.,
vielen Dank für Ihre Nachricht. Sie sprechen sehr wichtige Punkte und eine Situation an, die uns schon länger beschäftigt. Ich habe selbst im Rahmen eines freiwilligen, sozialen Jahres in der Betreuung von Menschen mit Behinderungen gearbeitet und kenne die Situation und Rahmenbedingungen auch als Mitglied im Sozialausschuss sehr gut. Die Pflege steht dabei, nicht erst seit Corona, unter ganz besonderer Belastung. Betroffen sind dabei neben der professionellen Pflege, auch die pflegerische Versorgung durch Angehörige, sowie die Pflege in der Behindertenhilfe.
Das Grundproblem ist, dass Fachkräfte an allen Ecken und Enden fehlen. Diesen Fachkräftemangel müssen wir nicht nur im Sinne der Pflege- und Gesundheitsversorgung, sondern auch mit Blick auf unsere Schulen, Unternehmen und Verwaltung nachhaltig bekämpfen. Gemeinsam mit der GRÜNEN Bundestagsfraktion wollen wir als GRÜNE in Baden-Württemberg der Wohlfahrtspflege ein verlässlicher Partner sein. Hierbei setzen wir auf einen allgemeinverbindlichen und flächendeckenden Tarifvertrag Soziales, auf die Einführung angemessener Personalschlüssel, und auf weniger Ökonomisierungsdruck im Gesundheits- und Pflegewesen. Durch mehr Personal kann verhindert werden, dass Menschen ihren Beruf wegen der schlechten Bedingungen nicht mehr machen möchten.
Um mehr Menschen für die Behindertenhilfe und Pflege anzuwerben und damit die Belastung der Beschäftigten zu senken braucht es ein ganzes Bündel an Maßnahmen: Wir müssen in Fort- und Weiterbildung investieren, die Zuwanderung von ausländischen Fachkräften voranbringen, für flexiblere Arbeitsmodelle und eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf sorgen. Klar ist auch, dass eine faire Bezahlung dazu beiträgt, Fachkräfte zu gewinnen und zu halten.
Zusätzlich zur Steigerung der Attraktivität des Berufes, gilt es schon die Ausbildung gerechter zu gestalten. Für uns bedeutet dass, ein Weiterbildungsgeld und die unkomplizierte Anerkennung von Fachkräften, sowie eine kostenlose Ausbildung von Anfang an. Hier ist der Bund mit Änderungen zur Anerkennung von Berufsqualifizierungen gefragt. Ebenso wie das Land mit finanzieller Unterstützung für die einzelnen Einrichtung und der Gewährleistung zur Ausbildung ausreichender Fachkräfte.
Wichtig bleibt immer, dass wir in der Politik mit den Verbänden, Interessenvertretungen und betroffene Menschen in Kontakt bleiben. Dies gilt auch für den Berufsverband der Arbeitserziehung. Gerade hier sind die Absprachen um eine Ausbildung für alle zu ermöglichen und deren Anerkennung voranzutreiben wichtig. Mit einem solchen Austausch können wir die besten Ergebnisse, auch in Hinblick der Fachkräfteoffensive, ermöglichen.
Der Nachdruck in Ihrer Nachricht ist mehr als nachvollziehbar. Uns ist bewusst, dass wir schnell liefern müssen, denn es geht um die einzelnen Menschen, die in der Behindertenhilfe und Pflege Großartiges leisten und zum Zusammenhalt unserer Gesellschaft einen unschätzbaren Beitrag leisten. Wir nehmen unsere Verantwortung dabei sehr ernst und arbeiten aktiv an den notwendigen Veränderungen. Ich hoffe ich konnte Ihre Anfrage beantworten. Bei weiteren Rückfragen können Sie sich jederzeit gerne auch per Mail an erwin.koehler@gruene.landtag-bw.de melden.
Viele Grüße
Erwin Köhler