Frage an Ernst-Reinhard Beck von Gertrud N. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie
Als Kuratoriumsvorsitzender der Bundeszentale für Politische Bildung frage ich Sie, ob Ihnen bekannt ist, dass diese Einrichtung die Lizenz für ein Buch erworben hat und es in ihr Programm aufgenommen hat, das für Intoleranz gegenüber dem Islam wirbt und Personen des Öffentlichen Lebens verunglimpft, weil sie sich für Dialog einsetzen?
Das Buch: "Hurra, wir kapitulieren; von der Lust am Einknicken" Sein Autor H.M. Broder
Sehr geehrte Frau Nehls,
das Anliegen der politischen Bildung ist es, nicht nur Informationen und Kenntnisse zu vermitteln, sondern auch Bürgerinnen und Bürger zu aktivieren, sich mit politischen Fragestellungen auseinander zu setzen und zu begründeten Bewertungen und Urteilen zu gelangen. Der Entscheidung der Bundeszentrale, das Buch „Hurra wir kapitulieren“ anzukaufen, lag demnach die Überlegung zu Grunde, dass gerade die provokanten Thesen, die hier aufgestellt werden, dazu geeignet sind, die Meinungen zu polarisieren und dadurch Debatten auszulösen, wie sie in einer freiheitlichen Demokratie stattfinden müssen. Im Klappentext des Buches heißt es u.a. „Es [das Buch] mutet seiner Leserschaft zu, sich mit Überzeugungen auseinanderzusetzen, die man entweder negieren oder ausblenden möchte.“
Politik, der Gegenstand der politischen Bildung, besteht aus widerstreitenden Meinungen und Interessen. Diese müssen in den Angeboten der politischen Bildung aufgegriffen werden. Die Schriftenreihe, in deren Rahmen auch das Buch „Hurra wir kapitulieren“ erschienen ist, weist eine ganze Reihe von Titeln zum Thema Islam auf, in denen ganz andere Thesen und Meinungen vertreten werden als die von Henryk M. Broder. Beispielhaft möchte ich hier nennen: Olivier Roy, Der islamische Weg nach Westen oder K. Amirpur, L. Ammann: Der Islam am Wendepunkt. Insofern kommt die bpb ihrem Auftrag nach, unterschiedliche Positionen darzustellen, damit sich die Bürgerinnen und Bürger ein eigenes Urteil bilden können.
Das Buch wurde auch im Kreis des wissenschaftlichen Beirates der bpb kontrovers besprochen. Jedoch überwog hier die Einschätzung, dass weniger der Islam im Mittelpunkt des Buches stehe, sondern dass vielmehr die intellektuelle Debatte in Deutschland kritisch hinterfragt werde, weshalb es gut geeignet sei, um Diskussionen auszulösen.
Mit freundlichen Grüßen
gez. Ernst- Reinhard Beck MdB