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Ernst Dieter Rossmann
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Frage von Karl Heinz J. •

Frage an Ernst Dieter Rossmann von Karl Heinz J. bezüglich Arbeit und Beschäftigung

Sehr geehrter Herr Dr.Rossmann,

die CDU hat mit fadenscheinigen und dubiosen Gründen bisher die Einführung von Mindestlöhnen verhindert. Als Folge hat das zu unglaublichen Formen des Protestes geführt.. Die Angestellten der PIN AG (Axel Springer) werden genötigt, zunächst in die firmeneigene Gewerkschaft einzutreten und dann öffentlich auf der Straße für den Erhalt ihrer Dumpinglöhne zu protestieren. Angeblich sind die Beschäftigten mit dem Dumpinglöhn von 4,00 Euro zufrieden und wollen keine Erhöhung des MIndestlohnes auf ca.9,00 Euro haben. Können Sie sich vorstellen, daß Abgeordnete freiwillig auf eine Erhöhung ihrer Diäten verzichten wollen? Im Hintergrund steht natürlich die Drohung des Arbeitgebers auf Kündigung des Arbeitsverhältnisses!

Sehr geehrter Herr Dr.Roßmann, führt sich hier die Politik nicht selbst ad absurdum? Im gleichen Atemzug wird von der Politik verlangt,daß jeder Arbeitnehmer freiwillig ein zweites Standbein zur gesetzlichen Rente aufbauen soll. Ich frage mich wie das bei einem Lohn von 4,50 Euro möglich sein soll. Diese Arbeitnehmer sind doch die Menschen die nicht nur heute sondern für immer in Armut leben und aus diesen Teufelskreis nicht heraus kommen. Hinzu kommt, das ein sechzigjähriger Hartz 4 Empfänger zwangsweise in die Rente geschickt wird und dann noch einmal 18% Rentenkürzung der ohne hin kleinen Rente hinnehmen muß. Es ist einfach abenteuerlich anzunehmen, ein Sechzigjähriger hat sowieso keine Ambitionen weiter zu arbeiten. Für eine Rente mit 67 sind weder von der Wirtschaft noch von der Politik die Voraussetzungen geschaffen, Arbeitsplätze in ausreichender Menge bereitzustellen. Ich nenne das Rentenklau!!
Können Sie mir erklären, wie Familien im Alter von diesem Geld Leben sollen?
Sollten Sie eine eigene Meinung zu dem Thema haben, würde mich diese interessieren.

Mit freundlichem Gruß

K.H.Jänschke

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Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Jänschke,

vielen Dank für Ihre Fragen per abgeordnetenwatch.de zu verschiedenen sozial- und arbeitsmarktpolitischen Themen.

Hinsichtlich des Mindestlohns ist für mich klar: Wer eine gerechte und solidarische Arbeitsgesellschaft will, der braucht einen Mindestlohn als Mindestsicherung gegen Lohndumping und Ausbeutung. Wer arbeitet, muss auch davon leben können! Die SPD unterstützt ganz ausdrücklich die Forderung der Gewerkschaften nach einem einheitlichen, branchen-, regionen- und altersübergreifenden Mindestlohn von 7,50 EUR, der auch über Gesetz festgelegt sein muss. Leider blockiert die CDU/CSU weiterhin die Einführung von Mindestlöhnen.

Zur Lage bei der Post teile ich Ihre Empörung. Die Entwicklungen bei der PIN AG sind unerhört. Gewerkschaftspolitisch ist es ein Skandal, wenn hier von Seiten der Arbeitgeber versucht wird, eine „gelbe Gewerkschaft“ aufzubauen. Als echter Sozialdemokrat bekomme ich das Grauen, wenn ich solche Tendenzen wahrnehme. Diese sind für mich nicht hinnehmbar. Die CDU/CSU muss ihre Blockadehaltung zum Post-Mindestlohn endlich aufgeben. Gerade weil ab 1.1.2008 die Liberalisierung des Postmarktes kommt. Ich werbe weiterhin massiv für den Post-Mindestlohn, damit menschenunwürdige Dumpingstundenlöhne von vier bis fünf Euro endlich Vergangenheit sind. Deshalb führe ich am 6. und 7. Dezember zwei Aktionstage im Kreis Pinneberg für den Post-Mindestlohn durch.

Zur Rentenpolitik: Ich stimme Ihnen zu – die Rente muss armutsfest werden. Die SPD muss hier das Problem der Altersarmut im Blick behalten. Wer sein Leben lang gearbeitet hat, darf nicht mit einer Rente dastehen, von der er nicht leben kann. Das ist insbesondere hinsichtlich des Zuwachses im Niedriglohnbereich und der Zunahme diskontinuierlicher Erwerbsbiographien eine große Herausforderung. Die Grundsicherung im Alter muss deshalb ausgebaut werden. Ihre Kritik an Zusatzversicherungen zur gesetzlichen Rente kann ich nachvollziehen. Wer jeden Euro umdrehen muss, hat wenig Geld für teure Zusatzversicherungen übrig. Im untersten Einkommensbereich würde dies durch die Einführung eines Mindestlohns allerdings zumindest abgemildert werden. Außerdem besteht im Rahmen der Riester-Rente schon ab einem Beitrag von 5 EURO im Monat die Möglichkeit, staatliche Förderungszulagen in Anspruch zu nehmen.

Hinsichtlich der medial so genannten „Zwangsverrentung“ bleibt noch zu sagen, dass das tatsächliche Problem wohl deutlich geringer ist, als es dargestellt wird. Der von Ihnen genannte Abschlag von 18 Prozent bei Frühverrentung im Alter von 60 Jahren ist jedenfalls nur der absolute Extremfall. Aber wie auch immer die Abschläge sind, gebe ich Ihnen Recht, dass es falsch ist, wenn hier Menschen, die arbeiten wollen und können, vorzeitig in den Ruhestand geschickt werden. Zumal wir in den nächsten Jahrzehnten aufgrund des Fachkräftemangels jede Arbeitskraft brauchen. Die SPD-Fraktion hat dieses Problem erkannt und schlägt vor, dass die älteren Arbeitslosen nicht in Rente geschickt werden, sondern ihnen konkrete Arbeits- und Qualifizierungsangebote gemacht werden. Ganz aktuell zeichnet sich in den harten Verhandlungen mit der CDU/CSU eine Lösung ab, nach der es auf jeden Fall bis zum 63. Lebensjahr keine „Zwangsverrentung“ geben soll. Weitere Einzelheiten, gerade auch im Bezug auf die besonders betroffenen Frauen und Schwerbehinderten, sind noch in der Feinabstimmung. Dabei geht es um die sogenannte „Unbilligkeit“, wenn jemand sehr kurz vor der Rente steht, keine geeigneten Arbeitsangebote gemacht werden können etc. Unser neuer SPD-Arbeitsminister Olaf Scholz kämpft hier hart für eine gute Lösung.

Generell muss eine Rente mit 67 Jahren im Übrigen in ein Umfeld weiterer politischer Maßnahmen eingebettet sein. Dazu zählen insbesondere die Weiterbildung älterer Arbeitnehmer und der umfassende Gesundheitsschutz, damit ältere Arbeitnehmer auch gesundheitlich in der Lage sind, bis 67 zu arbeiten. Zu diesem Punkt haben die SPD-Fraktion im Bundestag und der SPD-Parteivorstand eine Arbeitsgruppe eingesetzt, dessen Abschlussbericht mit konkreten Vorschlägen schon vorliegt. Das Papier füge ich als Anlage zu Ihrer Kenntnis bei.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Ernst Dieter Rossmann, MdB