Frage an Erika Steinbach von Jens T. bezüglich Familie
Sehr geehrte Frau Steinbach,
während ich mit den allgemeinen Statements zur Familienpolitik Ihrer Partei durchaus übereinstimme und daher dieser auch zugeneigt bin, ergibt sich für mich jedoch keinerlei Antwort auf meine oben gestellten Fragen daraus. Da ich Sie als meine Kandidatin mit meiner Stimme in den Bundestag entsenden würde, interessiert mich somit Ihre Haltung zu diesem Thema.
Wie wollen Sie denn verhindern, daß Männer mehr und mehr von dem für sie unkalkulierbar ruinösen Risiko einer Ehe Abstand nehmen? Ist das Problem noch nicht zur Politik vorgedrungen?
Bessere Bedingungen Arbeit und Beruf unter einen Hut zu bringen sind gut und schön, jedoch werden in Deutschland fast 50% aller Ehen wieder geschieden. Jedoch kann auch die kinderlos gebliebene Ehefrau vom Ex-Partner quasi lebenslang eine Lebensstandard-Bestandgarantie fordern. Logisch, daß ausgehend von der ökonomischen Grundlage heute über 70% dieser Scheidungen von der Frau eingereicht werden.
Natürlich weiß ich, daß die Gesetzeslage formal keinen Unterschied zwischen Männern und Frauen vornimmt.
Jedoch ist es nach wie vor so, daß Männer sich verpflichtet fühlen, den Lebensstandard einer Familie maßgeblich auf ihre Schultern zu laden.
Andererseits macht die typische Partnerwahl von Frauen den (wirtschaftlich) potenteren Bewerber immer attraktiver als den weniger potenten.
So findet die Verkäuferin den Marktleiter bei sonst gleichen Attributen tendenziell interessanter als den Regaleinräumer und die wissenschaftliche Mitarbeiterin den oft publizierenden Star besser als den dagegen grau aussehenden Mitarbeiter gleicher Ebene.
So ergibt sich nach wie vor häufig der Regelfall besser verdienender Mann - schlechter verdienende Frau.
Jedoch verwirken Männer das Recht,ihr Leben gestalten zu können. Während Frauen so fast immer gewinnen.
Mich selbst betrifft diese Rechtswirklichkeit derzeit nicht. Jedoch hält sie mich von der Etablierung einer Ehe ab.
Mit frdl. Grüßen
Jens Thole
Sehr geehrter Herr Thole,
man wird niemals eine gesetzliche Hürde einbauen können, dass eine Frau einen Mann (oder umgekehrt) aus rein finanziellen Gründen heiratet. Die bisherige gesetzgeberische Regelung ist geschlechtsneutral, was ich sehr befürworte. Wir werden es auch nicht schaffen, eine Gesellschaft ohne Ehescheidungen zu erreichen. Den Schritt in die Ehe muß aber jeder selber wagen. Finanzielle Erleichterungen werden von staatlicher Seite als Ermutigung angeboten. Eine Garantie, dass die Ehe hält, kann der Staat aber nicht geben. Mir ist bewusst, dass eine Scheidung fast immer zu persönlichen und auch oft zu finanziellen Schwierigkeiten führt. Die fürsorglichen Regelungen im Falle des Scheiterns belasten Männer häufig nicht sehr gerecht. Ich bin überzeugt, dass darüber nochmals nachgedacht werden muß.
Mit freundlichen Grüßen
Erika Steinbach