Frage an Enak Ferlemann von Thorsten K. bezüglich Finanzen
Sehr geehrter Herr Ferlemann,
sie stellen in Aussicht:
"Deshalb brauchen wir in der kommenden Legislaturperiode auch keine Steuererhöhungen sondern verfolgen das Gegenteil. Nicht zu vergessen, wir haben die Kommunen mit über 20 Mrd. Euro entlastet.
Ab 2016 erfolgt die Rückzahlung der Bundesschulden."
Nun hat das Wirtschaftsministerium in einem internen Arbeitspapier davor gewarnt, dass sich bei Umsetzung aller Wahlversprechen der aktuellen Bundesregierung die Neuverschuldung des Bundes von den geplanten 6,2 Milliarden Euro "um rund sieben bis acht Milliarden Euro mehr als verdoppeln". Sie läge damit bei ca. 14 Milliarden Euro! Damit wäre auch der angestrebte ausgeglichene Haushalt im Jahr 2015 wohl hinfällig.
Kalte Progression: 2,4 Milliarden Euro
Anhebung des Kinderfreibetrags: 1,2 Milliarden Euro
höheres Kindergeld: 0,7 Milliarden Euro
Rentenaufstockung: 1,7 Milliarden Euro
Infrastrukturprogramm: 1,5 Milliarden Euro
Die von der CDU geplante Finanztransaktionssteuer sollte zwei Milliarden per Anno bringen, was aber wohl wegen dem einhergehenden Verwaltungsaufwand und Umsetzungsproblemen nicht gehalten werden kann!
Wie können Sie also in Anbetracht eines weiteren, und noch nichtmal einkalkulierten, Rettungspaketes für Griechenland und dessen wahrscheinlichen Zahlungsunfähigkeit von einem soliden Haushalt sprechen? Wo, wenn nicht aus Steuer- und Abgabenerhöhung sollen diese Milliarden sonst herkommen (Stichwort: PKW-Maut)? Wenn man das Geld woanders einsparen kann, warum hat unsere Regierung dies nicht schon lange getan?
Danke für Ihre Antwort und mit freundlichen Grüßen,
Thorsten Karlhuber
Quellen:
http://www.rp-online.de/politik/deutschland/bundestagswahl/wirtschaftsministerium-zweifelt-an-etatziel-der-regierung-1.3654357
http://www.sueddeutsche.de/geld/umsatzsteuer-auf-finanzgeschaefte-stirb-langsam-finanztransaktionsteuer-1.1767506
http://www.sueddeutsche.de/politik/streit-um-pkw-maut-merkel-will-kompromiss-mit-der-csu-suchen-1.1767011
Sehr geehrter Herr Karlhuber,
haben Sie Dank für Ihre Frage.
Ich habe die finanzpolitische Bilanz zum Bundeshaushalt und den
Regierungsentwurf für 2014, der am 26.06.2013 vom Bundeskabinett
beschlossen wurde, wiedergegeben. Die Zahlen liegen vor. Die kalte
Progression haben die Regierungskoalitionen im Bundestag beschlossen,
rot - rot - grün im Bundesrat hat das Gesetz aber blockiert.
Mit der FDP besteht Einigkeit, dass Steuererhöhungen Gift für die
Binnenkonjunktur sind, deshalb lehnen beide Fraktionen sie ab,
insbesondere auch deshalb, weil die Steuereinnahmen angesichts der
florierenden Wirtschaft und der positiven Wirkung für den Arbeitsmarkt
noch nie so hoch waren. Die Finanz - und Wirtschaftspolitik der
Bundesregierung in den letzten vier Jahren war richtig. Deshalb sind wir
gut durch die Krisenjahre gekommen.
Mit dem europäischen Rettungsschirm ist es gelungen, Vertrauen für
Investoren in die Leistungsfähigkeit Europas wiederherzustellen.
Weltwirtschaftlich betrachtet, ist Europa als solide, nicht riskant
eingestuft. Griechenland bedeutet ein überschaubares Problem, dass
aufgrund der Finanzzusagen zu handhaben ist. Frankreich unter der
Regierung von Hollande darf sich nicht weiter negativ entwickeln. Das
ist ein viel größeres Problem. Die politischen Fehler, die dort sichtbar
sind, sollten wir nicht nachmachen.
Solange Papiere nur internen Charakter haben, ja noch nicht einmal zum
Ressort zählen, verlangen sie nicht nach öffentlichem Kommentar. Aber,
dass wir Familien entlasten, bei den Renten den Vorschlag von Frau Dr.
von der Leyen umsetzen und auch die Finanzierung unserer
Verkehrsinfrastruktur verbessern wollen, ist richtig.
Ich hoffe, Ihnen mit diesen Angaben gedient zu haben, und verbleibe
mit freundlichen Grüßen
Enak Ferlemann
Parlamentarischer Staatssekretär