Finden Sie es richtig, den Fachkräftemangel in Deutschland dadurch zu bekämpfen, daß man fähige Arbeitskräfte aus Entwicklungsländern abwirbt, oder halten Sie das für kolonialistische Ausbeutung?
Vielen Dank für Ihre Frage.
Ich begrüße die Novellierung des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes. Es begegnet dem Fachkräftemangel auf adäquate Art und Weise und will Fachkräften, die zu uns kommen möchten, bessere Bedingungen für die Migration und den Schritt in den Arbeitsmarkt ermöglichen. Trotzdem ist es wichtig anzuerkennen, dass viele Staaten des globalen Südens oft mit eigenen Herausforderungen und Engpässen im Bereich der Fachkräfte konfrontiert sind.
Ein dezidiertes Abwerben hochqualifizierter Arbeitskräfte aus diesen Ländern kann ihre wirtschaftliche Entwicklung behindern und zu einem sogenannten "Brain Drain" führen. Stattdessen wollen wir darauf hinarbeiten, die Bedingungen in Deutschland und den Staaten des globalen Südens gleichermaßen zu verbessern. Das umfasst Maßnahmen wie die Förderung von Bildung und Ausbildung in Deutschland, bessere Bezahlung und natürlich bessere Arbeitsbedingungen, um die Anzahl qualifizierter Arbeitskräfte im Inland zu erhöhen.
Gleichzeitig sollten wir andere Staaten dabei unterstützen, ihre eigenen Bildungs- und Wirtschaftssysteme zu stärken, um ihre Fachkräfte im eigenen Land zu halten und zu fördern. Insgesamt ist es wichtig, den Fachkräftemangel in Deutschland anzugehen, jedoch nicht auf Kosten anderer Länder.
Eine nachhaltige Lösung erfordert eine Herangehensweise, die sowohl die Interessen der Arbeiter*innen als auch die Bedürfnisse der Herkunftsländer respektiert und fördert. Ein Beispiel für eine ausgewogene Kooperation, welche das Interesse beider Seiten im Auge hat, kann das Anwerben von Pflegekräften aus Brasilien werden, wofür Annalena Baerbock und Hubertus Heil kürzlich eine Auslandsreise angetreten haben.