Frage an Elvira Drobinski-Weiß von Thorben L. bezüglich Verbraucherschutz
Sehr geehrte Frau Drobinski-Weiß,
Ich interessiere mich für das Thema Ernährung, sowie die damit zusammenhängende Industrie von der Erzeugung von Lebensmitteln bis zum Konsum. Mich interessiert, welches Thema Ihrer Ansicht nach ganz ober auf der Agenda stehen sollte und welche Themen momentan von den Ausschuss Ernährung und Landwirtschaft bearbeitet wird. Wie sieht für Sie die optimale Ernährungspolitik aus? Wo sollte die Politik eingreifen, wo erwarten Sie mehr Eigenverantwortung von Verbrauchern und dem Handel?
Viele Grüße
Thorben Lüdemann
Sehr geehrter Herr Lüdemann,
gute Ernährungspolitik sollte es aus meiner Sicht allen Verbraucherinnen und Verbrauchern – und zwar unabhängig von Bildungsgrad, Geldbeutel oder Herkunft – ermöglichen, sich so zu ernähren, wie sie es für richtig halten. Die meisten Menschen wollen sich und ihre Kinder mit gesunden, schmackhaften und sicheren Lebensmitteln versorgen – nicht allen fällt dies allerdings gleichermaßen leicht. Deshalb halte ich es für zielführend, politisch auf „Ernährungsverhältnisse“ hinzuwirken, die einen gleichberechtigten und leichten Zugang zu gesunden Lebensmitteln ermöglichen statt an das „Ernährungsverhalten“ Einzelner zu appellieren.
Wir wollen niemandem vorschreiben, wie er zu leben und zu essen hat. Aber öffentliche Einrichtungen wie Schulen und Kantinen beispielsweise sollten eine ausgewogene Verpflegung anbieten und damit gerade Kindern und Jugendlich ganz praktisch und vor allem barrierefrei vermitteln, dass gesundes, hochwertiges Essen gut schmeckt und Spaß macht. Dies wird sich flächendeckend nur mit verpflichtenden Standards für Schulverpflegung umsetzen lassen.
Damit Kinder später als Erwachsene tatsächlich informierte, eigenverantwortliche Ernährungsentscheidungen treffen können, müssen wir außerdem dafür sorgen, dass Eltern und Lehrerinnen und Lehrer mit ihren Bemühungen um die Vermittlung gesunder Ernährungsgewohnheiten auch tatsächlich eine Chance haben durchzudringen. Werbung für ungesunde Lebensmittel an Schulen und in Kitas muss deshalb tabu sein. Vielen Eltern würde zudem der Einkauf mit Kindern erleichtert werden, wenn Supermärkte keine Süßwaren direkt im Kassenwartebereich auf Augenhöhe der Kleinsten anböten. Zahlreiche Handelsunternehmen in Großbritannien haben damit bereits aufgehört – auch die deutschen Händler sollten sich daran an Beispiel nehmen. Ich persönlich halte auch eine Beschränkung von an Kinder gerichteter Werbung für ungesunde Lebensmittel für wichtig, um die Eltern und Lehrerinnen und Lehrer zu stärken.
Auf der Agenda stehen beim Thema Ernährung für uns neben der Stärkung der gesunden Ernährung und der Verbesserung der Ernährungssituation von Kindern und Jugendlichen auch die Reduktion der Lebensmittelverschwendung in allen Teilen der Wertschöpfungskette, der nationale Ausstieg aus dem Anbau gentechnischer veränderter Pflanzen (außer zu Forschungszwecken), eine bessere und verständliche Lebensmittelkennzeichnung und die Reform der Deutschen Lebensmittelbuchkommission sowie die rechtssichere Veröffentlichung von Hygieneverstößen und Grenzwertüberschreitungen, die von der Lebensmittelüberwachung festgestellt werden.
Wir wollen, dass Verbraucher wissen, was sie essen, damit sie selbstbestimmte Entscheidungen treffen und so den fairen, transparenten Wettbewerb um die beste Qualität stärken können.
Weitere Details können Sie unseren Anträgen und Positionspapieren entnehmen, die Sie hier finden: http://www.spdfraktion.de/fraktion/arbeitsgruppen/arbeitsgruppe-ern%C3%A4hrung-und-landwirtschaft?tab1=ini#teaser1
Unseren gemeinsam mit der Fraktion CDU/CSU im Bundestag eingebrachten und bereits verabschiedeten Antrag „Gesunde Ernährung stärken – Lebensmittel wertschätzen“ finden Sie hier: http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/18/037/1803726.pdf
Mit freundlichen Grüße,
Elvira Drobinski-Weiß