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Elke Ferner
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Frage von Ralf H. •

Frage an Elke Ferner von Ralf H. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrte Frau Ferner,

Sie werden in den heutigen Nachrichtensendungen des NDR als Stimme der Politik zitiert, die die Trennung des Senders von Frau Herrmann, aufgrund ihrer Äußerung zur NS Familienpolitik, ausdrücklich begrüßt und gutheißt. Falls dieses Zitat korrekt sein sollte, bitte ich Sie mir zu erklären warum Sie die vom Grundgesetz garantierte Meinungsfreiheit in diesem Falle Frau Herrmann nicht zu billigen, eine strafrechtlich relevante Verherrlichung des Nationalsozialismus vermag ich nicht zu erkennen. Außerdem würde es mich interessieren wie Sie eine private Äußerung außerhalb des Senders arbeitsrechtlich als Kündigungsgrund rechtfertigen.

Mit freundlichen Grüßen
Ralf L. Hosse

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Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Hosse,

Die vielen Reaktionen, die ich auf meine damalige Pressemitteilung bekommen habe, haben mich mehrheitlich in meiner Meinung bekräftigt. Allerdings sollte nicht der Eindruck entstehen, dass ich evtl. Kritik ignorieren würde. Ich bitte daher vielmals um Entschuldigung für die sehr späte Antwort auf Ihre kritischen Anregungen.

Aussagen wie -- "Werte wie Familie, Kinder und das Mutterdasein, die auch im Dritten Reich gefördert wurden, anschließend durch die 68er abgeschafft wurden" oder noch viel brisanter "Aber es ist damals auch das, was gut war, und das sind Werte, das sind Kinder, das sind Mütter, das sind Familien, das ist Zusammenhalt -- das wurde abgeschafft, es durfte nichts mehr stehen bleiben." -- sind insbesondere von in der Öffentlichkeit stehenden Personen als untragbar zu beurteilen. Das widerspricht auch nicht der im Grundgesetz garantierten Meinungsfreiheit. Menschen des öffentlichen Lebens haben eine besondere Verantwortung in ihrer Meinungsäußerung. Das NS-Regime war menschenverachtend! Seine "Werte" galten nicht für alle Menschen.

Grundwerte und Menschenrechte sind aber unteilbar. Wie wir wissen, entsprach jedoch genau dies nicht der NS-Ideologie.

Die NS-Diktatur hat über die Menschen in Deutschland und ganz Europa unendliches Leid gebracht - auch über Familien -- auch über die Mütter, Väter und Kinder, die auseinandergerissen wurden, deportiert und in Konzentrationslagern ermordet wurden. Das sollte auch Frau Herman bekannt sein. Zumindest sollte dies eine Moderatorin eines öffentlich-rechtlichen Senders wissen.

Frau Herman, die in ihrem Beruf neutral und objektiv Nachrichten vortragen sollte, und somit zur allgemeinen Meinungsbildung beiträgt, hat auch in privaten Auftritten eine große Verantwortung gegenüber ihrem Publikum. Wenn sie allerdings diese Verantwortung und das damit einhergehende Vertrauen missachtet, sehe ich eine Weiterführung ihres mit öffentlichen Geldern bezahlten Berufs als untragbar an.

Mit freundlichen Grüßen
Elke Ferner