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Frage von Gerhard G. •

Frage an Elke Ferner von Gerhard G. bezüglich Bildung und Erziehung

Bildungsmisere der Jungen

Sehr geehrte Frau Ferner,

seit den 80er Jahren fallen die Jungen in der Schule immer mehr hinter den Mädchen zurück. Mehr als ein Drittel eines Mädchenjahrgangs macht mittlerweile Abitur, aber nur ein knappes Viertel eines Jungenjahrgangs. Dies dann im Schnitt um eine Note schlechter. Die Leseleistungen hinken deutlich hinterher. Auf der anderen Seite sind zwei Drittel der Jugendlichen ohne Hauptschulabschluss Jungen. Die Liste ließe sich fortsetzen.

Bei den unter 25-Jährigen sind absolut und prozentual deutlich mehr junge Männer als junge Frauen arbeitslos. Allgemein ist Bildung ein wesentlicher Schlüssel für Aufstieg und den Spielraum für die eigene Lebensplanung.

Es liegt nahe, die Erfolge der Mädchen mit der seit den 70er Jahren praktizierten nachhaltigen Mädchenförderung in Verbindung zu bringen, die auch heute eine weit größere Dimensionen besitzt als die nur ganz vereinzelt zu findende Jungenförderung.

Wie sehen Sie die weitere Entwicklung der Bildungssituation der Jungen, welche Maßnahmen betrachten Sie als notwendig, für welche Maßnahmen werden Sie konkret eintreten und auf welche Weise beabsichtigen Sie das zu tun?

Vielen Dank.

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Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Groß,

vielen Dank für Ihre E-Mail vom 02.08.2009 über abgeordnetenwatch.de.

Sie machen dankenswerter Weise auf ein Thema aufmerksam, dass in der Tat auf Bundesebene bisher wenig Beachtung gefunden hat. Das mag zum Einen daran liegen, dass Schulpolitik eines der wenigen Bereiche ist, auf dem die Gesetzgebung in Länderhand liegt (und dies ist durch die Föderalismusreform nochmals verfestigt worden). Zum Anderen ist durch die PISA-Studie das Grundvertrauen in unser Bildungssystem so erschüttert worden, dass in vielen Bereichen über grundsätzliche Veränderungen nachgedacht und diese zum Teil ja auch umgesetzt wurden und werden. Dadurch ist die genaue Betrachtung der unterschiedlichen Entwicklung von Mädchen und Jungen innerhalb des Bildungssystems sicherlich ein wenig aus dem Fokus geraten.

Doch auch das Bundesministerium für Bildung und Forschung hat einen Bericht vorgelegt http://www.bmbf.de/pub/Bildungsmisserfolg.pdf indem auf das von Ihnen beschrieben Problem eingegangen wird.

Die Ergebnisse, die dieser Bericht zusammenfasst, werden auch durch die im aktuellen SPD-Bildungskonzept http://tinyurl.com/mlm6dn vorgeschlagen Maßnahmen berücksichtigt:

• frühzeitige Integration und Förderung von Kindern – vor allem mit Migrationshinter-grund – durch Ausbau und Verbesserung der Qualität von Kindertagesstätten (Kitas),

• die Erhöhung der Anzahl von Männern im Beruf des Erziehers,

• flächendeckende Einführung von Ganztagsschulen um mehr Zeit zum Lernen und für individuelle Förderung zu ermöglichen,

• auch hier muss gerade im Bereich der Grundschule der Männeranteil am Lehrkörper erhöht werden,

• im Rahmen der Jugendhilfe sollten jeder Schule nach Bedarf Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter zur Verfügung stehen, die bei akuten Problemen eingreifen können, aber auch langfristig bei der Stabilisierung der Persönlichkeitsentwicklung von Schülerinnen und Schülern helfen können.

In einigen Schulen werden Projekte mit nach Geschlechter getrenntem Unterricht angeboten. Erste Ergebnisse zeigen, dass sich dadurch die Lernerfolge bei Jungen (und auch bei Mädchen) verbessern. Hierbei ist es sicherlich notwendig eine Gesamtauswertung aller Projekte dieser Art abzuwarten. Das Ergebnis wird aber bei zukünftigen Schulkonzepten sicherlich zu berücksichtigen sein. Gerne werde ich bei zukünftigen Gremiensitzungen zum Thema Bildung Ihre Anmerkungen zur Sprache bringen.

Wichtig ist eine gute Bildung für Alle von Anfang an – unabhängig vom Geldbeutel der Eltern. Dafür stehen die SPD und ich am 27. September zur Wahl.

Mit freundlichen Grüßen

Elke Ferner