Frage an Elisabeth Motschmann von Michael D.
Sehr geehrte Frau Motschmann,
es wurde über den Entwurf des Fracking-Verbots abgestimmt, und Sie stimmten gegen ein solches generelles Verbot. Ich würde gern wissen warum? Über die Fracking-Methode besteht große Uneinigkeit, auch im Parlament - und das zurecht. Die Risiken sind immer noch zu wenig erforscht, allerdings gibt es einige beunruhigende Anzeichen für dramatische "Nebenwirkungen", die wir unter keinen Umständen hinnehmen können, wenn uns dieses Land und diese Welt ernsthaft etwas bedeuten und zukünfitgen Generationen erhalten bleiben sollen. In den USA werden riesige Landstriche durch Fracking verwüstet, das Grundwasser ist gefährdet, die "Entsorgung" (zurecht zum Unwort gekürt) der Spülwässer ist ungeklärt, Effekte auf die Böden nicht zufriedenstellend geklärt. Auf Bundesrat-Ausschüsse plädieren für ein Verbot. Glauben Sie persönlich alle Risiken ausschließen zu können? Die Vergangenheit hält unzählige Beispiele parat, wie gierige Fördertechniken zu massiven Schädigungen der Menschen und der Umwelt geführt haben! Solchen Gefahren können wir - können Sie - doch nicht ernsthaft die Tür auf halten?
Vielleicht muss man auch mal einen Schritt zurück treten und von etwas weiter weg auf die Sache blicken: Auf der Jagd nach noch ein paar weiteren Resserven an Öl und Gas, sprengen wir die Erdkruste auf?! Es gibt längst alle Technologien, um nicht auf diese Ressourcen angewiesen zu sein und die Welt nicht noch weiter zu zerstören. Anscheinend hat nur niemand den Mut, das gewohnte Fahrwasser der fossilen Energien zu verlassen und der Fossile Industrie unangenehm zu werden.
Ich spiele derzeit am Theater Bremen in einer Produktion in der Jugendliche sich verlassen fühlen. Wie sollen Sie sich mit einer Politik identifizieren, die völlig konträr zu ihren eigenen Werten und Erkenntnissen agiert? Zeigen Sie Mut, antworten Sie und schützen Sie das nächste Mal BITTE unsere Welt - nicht den Geldbeutel von Konzernen! Für die Zukunft! Und kommen Sie gern ins Theater. :)
Sehr geehrter Herr Dölle,
haben Sie vielen Dank für Ihre Frage bezüglich des Fracking-Verbots.
Die Fracking-Technologie ist ein in der konventionellen Gasförderung in Deutschland seit Anfang der 60er Jahre des vergangenen Jahrhunderts bewährtes Verfahren und steht derzeit für rund ein Drittel der heimischen Erdgasförderung. Gerade die Abhängigkeit vom russischen Erdgas zeigt, dass Deutschland alles tun muss, um neue einheimische Energiequellen zu erschließen - selbstverständlich unter den weltweit strengsten Umweltschutzvorkehrungen.
Für die CDU/CSU-Bundestagsfraktion bleibt der Schutz von Gesundheit, Umwelt und Trinkwasser oberstes Gebot. Verschärfungen in diesem Bereich wie Verbote zum Schutz von Trinkwasser, Gesundheit und Natur in bestimmten Regionen sowie weitgehende Einschränkungen für Fracking-Maßnahmen in Schiefer-, Ton-, Mergel- oder Kohleflözgestein sind deshalb notwendig.
Gleichzeitig muss der gesetzliche Rahmen für die Erdgasförderung schon aus verfassungsrechtlichen Gründen einen wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn offen halten und auch die konventionelle Erdgasförderung in Deutschland weiterhin ermöglichen. Ein komplettes, einschränkungsloses Verbot des Fracking wäre im Vergleich zur Zulassung anderer ebenfalls risikobehafteter gewerblicher Tätigkeiten vor dem Hintergrund des Übermaßverbots problematisch. Deshalb habe ich gegen ein allgemeines Fracking-Verbot gestimmt.
Mit freundlichen Grüßen
Elisabeth Motschmann