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Elisabeth Motschmann
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Frage von Kai P. •

Frage an Elisabeth Motschmann von Kai P. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie

Guten Tag Frau Motschmann,

Ich habe im Jahre 2005 Abitur gemacht, und möchte nun studieren. Aufgrund des hohen NCs in den Fächern Sonderpädagogik und Germanistik kann ich selbst nach 13 Wartesemestern (ich habe einen Studiengang nach meinem Abitur nach 3 Semestern aufgegeben und anschließend eine Ausbildung abgeschlossen)nicht studieren. Der Studiengang ist überlaufen, selbst die lange Wartezeit reicht nicht aus. Nun sitze ich in einem Job fest, der mich geistig nicht erfüllt und meinen Drang nach Bildung einschränkt. Die Tatsache, dass der Abischnitt von vor acht Jahren mir immer noch vorgehalten wird, ist meiner Meinung nach unzumutbar.
Es wird scheinbar nicht nach geistiger Reife geurteilt, sondern nur nach Leistung.

Meine Frage an Sie: Wollen Sie dieses veraltete System der Ungerechtigkeit beibehalten, oder werden Sie sich für Reformen zur Gleichberechtigung in der Bildung einsetzen?

Ich freue mich auf eine Antwort.

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Antwort von
CDU

Sehr geehrter Herr Pohlmann,

vielen Dank für Ihre Nachricht, in der Sie ein wichtiges Thema ansprechen. Bildung ist der zentrale Schlüssel zu einem erfolgreichen und selbstbestimmten Lebensweg, denn nichts schützt besser vor Arbeitslosigkeit und Armut.

Gerade ein Hochschulstudium bietet vielfältige Möglichkeiten sich weiter zu entwickeln, sei es in fachlicher oder persönlicher Hinsicht, und stellt daher eine hervorragende "Investition" dar.

Erfreulicherweise steigen die Studienanfängerzahlen seit Jahren kontinuierlich an und lagen 2012 bei knapp einer halben Million. Dies stellt die Länder Jahr für Jahr vor große Herausforderungen, denn die Bereitstellung einer qualitativ und quantitativ hochwertigen Hochschullandschaft ist nicht zuletzt angesichts schwieriger Haushaltslagen eine wahre Mammutaufgabe. Um die vermutlich weiter steigende Nachfrage zu befriedigen und die Länder zu unterstützen, stellt die Bundesregierung im Rahmen des Hochschulpakts in den Jahren 2011 bis 2015 Mittel in Höhe von insgesamt etwa 7 Milliarden Euro zur Verfügung. Zusätzlich setzt sich die CDU für eine Aufhebung des Kooperationsverbots im Wissenschaftsbereich ein.

Dadurch sollen insgesamt rund 300.000 neue Studienplätze geschaffen werden, die ja vielleicht auch zur Entschärfung solcher Situationen wie der Ihren beitragen können. Zusätzliche Studienplätze können aber natürlich nur ein Teil der Lösung sein, denn Ihre grundsätzliche Frage, ob das Abitur als alleiniges Kriterium fortbestehen sollte, ist absolut berechtigt, denn natürlich ist es bedauerlich, wenn beispielsweise die Aufnahme eines Germanistikstudiums an der Mathenote scheitert.

Nichtsdestotrotz ist es nun mal Fakt, dass angesichts der starken Nachfrage mancher Studiengänge eine Auswahl getroffen werden muss, für die es dementsprechend dann auch transparente und allgemeingültige Kriterien geben muss. Das Abitur als formaler Beleg der allgemeinen Hochschulreife ist daher in meinen Augen sicherlich eine gute Orientierungshilfe, aber sicherlich nicht die einzige.

Bedenken Sie, dass die einzelnen Studiengänge ihre Erstsemester jedes Jahr aufs Neue direkt auswählen. Viele Hochschulen haben Regelungen erlassen, die die Abiturnote gewichten, um beispielsweise auch andere Faktoren, wie berufliche Erfahrungen, Ehrenämter und persönliche Eignung besser berücksichtigen zu können. Hierzu werden teilweise sogar mancherorts Bewerbungsgespräche durchgeführt. Angesichts der leider relativ hohen Abbrecherquoten in vielen Fächern halte ich diesen Weg für sinnvoll, damit die Hochschulen die für sie bestmöglichen Studenten bekommen und die Gefahr, dass eigentlich geeignete Bewerber aufgrund unterdurchschnittlicher Noten abgewiesen werden, zumindest verkleinert wird. Wichtig erscheint mir insbesondere, dass die Hochschulen in der Aufnahme der Bewerber frei sind, um ggf. andere Schwerpunkte setzen zu können.

Jedoch bin ich unsicher, ob diese Verfahren universell einsetzbar sind, denn in beliebten "Massenfächern" wie z. B. Germanistik herrscht in der Tat ein großer Bewerberandrang und da ein für alle faires Verfahren zu finden, ist keine leichte Aufgabe. Dass das Abitur weiterhin eine wichtige Rolle behält (zusätzlich zu anderen Kriterien), halte ich daher grundsätzlich für richtig, denn es steht als Ausdruck für die Leistungsfähigkeit eines potentiellen Studenten und diese Fähigkeiten sind für ein eventuelles Studium natürlich von immenser Bedeutung.

Das deutsche Bildungswesen, auch das berufliche, bietet eine große Vielfalt von Aufstiegschancen und zahlreiche Möglichkeiten des Quereinstiegs. Lassen Sie sich deswegen von vorläufigen Rückschlägen nicht unterkriegen. Vielleicht gibt es ja für Sie auch andere Wege zum Ziel. Falls Sie es noch nicht getan haben, würde ich Ihnen eine Beratung durch die Arbeitsagentur und/oder die Hochschulen empfehlen, die Ihnen sicherlich weitere Optionen aufzeigen können.

Mit freundlichem Gruß

Elisabeth Motschmann