Sehr geehrte Frau Krämer, wie stehen Sie dazu, dass der Infektionsschutz gegen SARS-CoV-2 an Schulen wegfällt, während die Präsenzpflicht wiedereingeführt wurde?
Sehr geehrte Frau O.,
in der Tat ist der aktuelle Infektionsschutz an Schulen unzureichend. Die letzten Monate waren besonders schwer für die Kinder und Jugendlichen, die auf den täglichen Austausch in der Schule verzichten mussten und häufig in beengten Räumen mit digitaler Lehre vorlieb nehmen mussten. Daher finde ich es prinzipiell wichtig, dass Kinder und Jugendliche wieder in den Präsenzunterricht zurückkehren können. Entscheidend ist bei diesem Vorhaben allerdings, dass dies nicht, wie zur Zeit leider häufig zu beobachten, unüberlegt und planlos passiert.
Auch wenn die aktuellen medizinischen Forschungen darauf hindeuten, dass Kinder und Jugendliche eine wesentlich geringere Wahrscheinlichkeit haben, schwer an Covid-19 zu erkranken, so darf diese Erkenntnis nicht darüber hinwegtäuschen, dass Kinder, die unter 12 Jahre alt und dementsprechend keine Möglichkeit haben geimpft zu werden, trotzdem Familienmitglieder anstecken können. Zusätzlich müssen wir uns auch vor Augen führen, dass der Begriff „Wahrscheinlichkeit“ stets die vergisst, die entgegen der Wahrscheinlichkeit trotzdem erkranken.
Außerdem ist die von manchen Seiten erhoffte Durchseuchung und dementsprechende Immunisierung der Kinder aus meinen Augen fahrlässig, da jede Bürgerin und jeder Bürger in diesem Land, egal wie alt, einen Anspruch auf körperliche Unversehrtheit hat. Das Risiko einer Ansteckung muss daher so gering wie möglich ausfallen.
Dieses Risiko kann man durch gewisse Methoden drastisch reduzieren. Beispielsweise durch die flächendeckende Installation von Luftfiltern, Teststrategien, Maskenpflicht und Wechselunterrichtskonzepten, sowie der gleichzeitigen Investition in die digitale Infrastruktur der Schulen sowie der Schülerinnen und Schüler zuhause. Zudem könnte man auch darüber nachdenken, wie an manchen Schulen bereits praktiziert, fortgeschrittene Lehramtsstudierende zur Unterstützung des unweigerlichen Mehraufwands an Schulen einzusetzen. Damit wäre es einfacher, Klassengrößen zu reduzieren.
Alle diese Möglichkeiten gibt es bereits, jedoch hängt es häufig an der Umsetzung vor Ort sowie der Initiative der einzelnen Schulen und Kultusministerien.
Zum Schluss möchte ich auch sagen, dass Bildungspolitik selbstverständlich Ländersache ist. Letztendlich hört die Übertragung von Covid-19 jedoch nicht an den Grenzen der einzelnen Bundesländer auf. Daher befürworte ich eine, wenn möglich, einheitliche Infektionsschutzstrategie an allen Schulen Deutschlands.
Mit freundlichen Grüßen
Ihre Elisabeth Krämer