Frage an Edith Sitzmann von Gerhard R. bezüglich Gesundheit
Sehr geehrte Frau Sitzmann,
Auslandseinsätze der Bundeswehr: Reichen allgemeine Hinweise auf Tod und Verwundung aus?
Sollte der Fall des italienischen Soldaten – Einzelheiten nachfolgend – allen jungen Menschen und den Lehrkräften in deutschen Schulen, die Offiziere einladen wollen, bekannt werden?
Wie kann dieser Fall auch in Deutschland in die Öffentlichkeit gebracht werden?
Ist die reale Beschreibung von Verwundungsfolgen für Entscheidungen über das Soldatwerden unverzichtbar?
Bitte lesen Sie den erschütternden Bericht über einen italienischen Soldaten - Fundstelle unten. Ist mit Vorfällen dieser Art auch in Deutschland zu rechnen? Ist der Soldat Luca doch ein Opfer, ein Opfer der Werbung, ein Opfer der Irreführung? Was wird dieser Mensch empfinden, wenn er nach einigen Jahren zum Ergebnis kommt, daß sein Pflichtgefühl mißbraucht wurde? Kann es dann vielleicht für ihn ein kleiner Trost sein, daß seine Geschichte dazu führen wird, daß andere junge Menschen kritischer werden und sich dadurch schlimme Folgen ersparen?
Aus der nachfolgenden Geschichte:
Neun Monate liegt er in Mailand im Spital. Er begreift dort, dass er die Glieder nie mehr bewegen kann. Wut kennt er nicht, eher Scham. «Ich hatte das Gefühl, aus Afghanistan zu flüchten, die Kameraden im Stich zu lassen, ein Deserteur zu sein», sagt er. «Als ich im Helikopter lag, dachte ich nur, was ist aus meinen Freunden geworden?» Dabei hat er doch seine Jugend geopfert, seine Beine, den Tanz mit Frauen, das normale Leben. «Ich bin kein Opfer», wehrt er ab. «Ich habe nur meine Pflicht getan.»
In Afghanistan abgeknallt: Soldat Luca! Kein Opfer, kein Held - Blick ( www.blick.ch ) Apr. 2012 – Kerngesund und voller Optimismus geht Luca Barisonzi mit 18 zur Armee. Mit 20 schiesst ihn ein Afghane in den Hals. Jetzt ist der Grenadier ...
Mit freundlichen Grüßen
Gerhard Reth
Sehr geehrter Herr Reth,
vielen Dank für Ihre Frage an Frau Sitzmann. Bitte entschuldigen Sie, dass Frau Sitzmann Ihre Frage aufgrund der Weihnachtspause mit etwas Verzögerung beantworten wird.
Sie werden so schnell als möglich eine fachliche Antwort erhalten.
Mit freundlichen Grüßen
L. Benicke
Sehr geehrter Herr Reth,
vielen Dank für Ihre Frage, die ich Ihnen gerne wie folgt beantworten möchte.
Meine Partei ist in Bezug auf Werbung durch die Bundeswehr seit jeher der Auffassung, dass im Zusammenhang mit Werbung für die Bundeswehr als Arbeitgeber auch auf die Gefahren und Risiken hingewiesen werden muss. In Auslandseinsätzen sind deutsche Soldaten in gewaltsame Auseinandersetzungen involviert. Dies kann für den einzelnen Soldaten/die einzelne Soldatin erhebliche negative körperliche und seelische Folgen haben. Jeder und jede, der sich für einen beruflichen Weg bei der Bundeswehr entscheidet sollte sich dieser Gefahren auch bewusst sein.
Klar ist aber auch, dass die Bundeswehr sicherlich kein Interesse daran hat, die Auswirkungen gewaltsamer und kriegerischer Auseinandersetzungen in aller Ausführlichkeit und Neutralität darzustellen.
Die Friedenserziehung durch die Bundeswehr muss im Vordergrund stehen. Daher sind der Werbung auch insbesondere dort Grenzen gezogen, wo die Prinzipien der UN Kinderrechtskonvention und die besonderen Schutzpflichten des Staates gegenüber Kindern tangiert werden.
Ich hoffe ich konnte Ihnen unsere Position darlegen.
Mit freundlichen Grüßen
Edith Sitzmann