Frage an Dorothée Menzner von Benno S. bezüglich Verkehr
Sehr geehrter Frau Menzner,
ich habe ein Frage, die mich schön länger bewegt, auf die mir aber bis jetzt noch keiner eine Anwort geben konnte. Vielleicht können Sie mir weiter helfen.
Warum existiert in Deutschland eigentlich keine flächendeckendes und städteverbindendes Busnetz? Liegt das nur an der fehlenden privaten Initiative oder stehen hier andere Hindernisse im Weg? Über eine Antwort würde ich mich sehr freuen.
Mit freundlichen Grüßen
Benno Scholle
Sehr geehrter Herr Scholle,
der Nahverkehr ist in unserem Land zwei Bereichen zugeordnet. Zum einen der städtische Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) mit Bussen, U-Bahnen und Straßenbahnen in den Städten und im Nachbarortslinienverkehr, zum anderen der Schienenpersonennahverkehr der Eisenbahn (SPNV), der im Regionalverkehr überwiegend städteverbindenden Charakter trägt. Wobei aber S-Bahnen auch innerstädtische Verkehraufgaben wahrnehmen. Insgesamt ergibt sich daraus, dass sowohl ÖPNV als auch der SPNV ein flächendeckendes und integriertes Nahverkehrssystem bilden, das vielerorts in Verkehrsverbünden organisiert ist.
Dort wo eine Bahnlinie Städte und Gemeinden verbindet, muss nicht parallel ein Busverkehr eingerichtet werden. In der Vergangenheit war es zudem so, dass dort wo die Bundesbahn fuhr, kein paralleles Busangebot genehmigt werden durfte. Das gilt heute noch so für den Buslinienfernverkehr.
In Relationen, wo die Bahn ein Fernverkehrsangebot unterhält, und sei es noch so ungenügend, wird ein Fernbusverkehr nicht genehmigt. Das Angebot des Berlinlinienverkehrs mit Fernbussen ist eine Folge des kalten Krieges und genießt Bestandschutz. Damals sollte erreicht werden, dass für Fahrten von und nach West-Berlin nicht die Deutsche Reichsbahn der DDR genutzt werden musste
Für das Angebot von Nahverkehrsleistungen sind seit der Regionalisierung des SPNV der DB AG im Jahre 1996 die so genannten Aufgabenträger, Kreise und Kommune, die wie erwähnt, sich oft zu Verkehrsverbünden zusammenschlossen, zuständig.
Diese bestellen heute den Bahn- und Busverkehr per Vergaben oder Ausschreibungen. Deshalb wird ein Teil des SPNV, der früher durch die Bundesbahn gefahren wurde, heute durch dritte Anbieter erbracht.
In den Ballungsräumen finden wir daher ein insgesamt eng verknüpftes flächendeckendes Netz mit Bussen und Bahnen vor. Im ländlichen Raum dagegen ist das Netz teilweise sehr lückenhaft. Das ist eine finanzielle Frage, denn ein dichter Takt lohnt sich angesichts geringem Fahrgastaufkommens dort oft nicht.
Zum anderen ist gerade im ländlichen Raum ein Verkehrsangebot eine finanzielle Frage, da Überlandlinienverkehr dort kaum kostendeckend zu betreiben ist. Jedoch meine ich, dass durch das Entwickeln alternativer und innovativer Konzepte wie Bürgerbus, Rufbus, Sammeltaxen ein Angebot bereitzustellen ist, dass auch Menschen ohne Auto und eingeschränkter Mobilität von einem Ort zum anderen gelangen können.
Mit freundlichen Grüßen
Dorothée Menzner