Frage an Dorothea Steiner von Sabrina T. bezüglich Umwelt
Sehr geehrte Frau Steiner,
wie bereits durch die Presse bekannt geworden ist, wird in Deutschland auch der Abbau von unkonventionellem Gas angestrebt. Die Energiekonzerne haben bereits einige Probebohrungen vorgenommen und beginnen bereits das "Fracking-Verfahren" in Betracht zu ziehen. Die Ereignisse in den USA und die GESUNDHEITSBEDROHLICHEN Folgen sollten doch wohl bekannt sein, dazu kommt der Forschungsbericht der Tyndall-University in Manchester und auch z. B. eine Kurzstudie von Herrn Werner Zittel, die alle vor den gesundheitlichen Problemen warnen und auch darauf hinweisen, das das Trinkwasser gefährdet sein kann. Ich habe die Liste der Fa. Exxon studiert in der sie aufführt, was bei einem "Fracking-Prozess" benötigt wird und habe mir folgende Fragen gestellt: Woher kommen auf einmal 5.704.840 Liter Trinkwasser ? Können diese wirklich über 200 Tonnen Chemikalien verdünnen, die als gefährlich, krebserregend, gesundheitsgefährdend, wassergefährdend und toxisch eingestuft werden - unschädlich machen ? Zumal ein großer Teil davon im Boden verbleibt ? Was ist mit den ganzen Salzen die hochgespült werden und durch das CO2 entstehen, welches in den Boden gebracht wird ? Was ist mit einer möglichen "Entgasung" wenn das ganze Co2 plötzlicher frei wird, als erwartet ? Wie wird das ganze entsorgt ? Wie überprüft ? Was passiert mit dem ganzen verseuchtem Bohrschlamm (natürliches Radium 226) der auf einmal auch nach oben gefördert wird ? Gibt es Prüfungen bei den Bohrungen ? In welchen Abständen ? Durch welche Ämter oder Gremien ? Können Sie mir eine Antwort auf die ganzen Fragen geben ? Leider hat die Bundesregierung an sich wohl keine Ahnung ! Vielleicht könnten Sie mir ja eine Antwort geben ! Wäre Ihnen sehr dankbar !!! Wäre Ihnen schon dankbar, wenn Sie sich informieren würden - falls sie nicht unmittelbar damit zu tun haben !!!!
Danke im voraus für eine Antwort !
Sehr geehrte Frau Temmen,
in Deutschland suchen gegenwärtig verschiedene Energieunternehmen nach sogenanntem unkonventionellem Erdgas. Als unkonventionelles Erdgas bezeichnet man Gas, das aus tiefen Gesteinsschichten wie Tonsteinen (shale-gas), Sandsteinen, Kalksteinen, Kohleflözen, Aquiferen und Gashydraten gewonnen werden kann. Um an dieses Erdgas zu gelangen, muss das Muttergestein durch eine Horizontalbohrung aufgebrochen werden. Danach werden große Mengen von mit Sand und Chemikalien vermischtem Wasser unter hohem Druck in das Muttergestein gepresst, bis sich darin tiefe Risse bilden. Durch die Risse strömt dann Gas in das Rohr und kann an die Oberfläche geleitet werden. Dieses Verfahren wird als „Hydraulic Fracturing“ bezeichnet. Unkonventionell ist also nicht das Erdgas selbst, sondern die Fördermethode.
In den USA macht die Förderung von unkonventionellem Erdgas schon heute einen großen Teil der Gesamtförderung an Erdgas aus. Von dort stammen in diesem Zusammenhang jedoch auch Berichte über hohen Flächenverbrauch und erhebliche Umweltbelastungen. So wird von Verunreinigungen des Grundwassers, sowie von giftigen Stoffen, die aus dem tiefen Untergrund bei der Förderung an die Oberfläche gelangen, berichtet. Ein weiteres großes Problem stellt die Abwasserentsorgung dar, da normale Kläranlagen nicht geeignet sind, das sogenannte „Frac-Wasser“ zu reinigen. Umweltbelastungen wie etwa jene, die bei der Förderungen unkonventionellen Erdgases in den USA vorkommen, müssen hierzulande durch geeignete politische Rahmenbedingungen von vorneherein ausgeschlossen werden.
Sie werfen in diesem Zusammenhang in Ihrer Anfrage viele wichtige Fragen auf. Das einige davon zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht abschließend beantwortet werden können, ist Teil des Problems. Der für die Themen Umwelt und Energie zuständige Arbeitskreis der Grünen Bundestagsfraktion hat daher ein Positionspapier zu dem Thema beschlossen, welches ich Ihnen im Anhang dieser Email übersende. Im Anhang des Positionspapiers finden Sie auch einige Hintergrundinformationen, die einige Ihrer Fragen beantworten werden.
Mit freundlichen Grüßen
Dorothea Steiner, MdB