Frage an Doris Rauscher von Dr. Heinz F. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie
Was wollen Sie tun, um zukünftig ein besseres Schulsystem in Bayern zu erreichen.
Sehr geehrter Herr Dr. Fröhlich,
danke für Ihre Anfrage. Ich erlebe das bayerische Schulsystem als eine Zumutung. Um nicht daran zu scheitern, bringen Kinder, Lehrer/innen und Eltern einen enormen persönlichen Einsatz. Ich kandidiere erstmals für den bayerischen Landtag und stelle Ihnen kurz meine Positionen als Kandidatin dar. Inwieweit ich mich dafür ab Herbst einsetzten kann, hängt natürlich vom Ausgang der Landtagswahl am 15. September ab.
Ich möchte einen kleinen Ausflug in die Zeit vor Schulbeginn unternehmen. Denn Erziehung ist Bildung und beginnt bereits im Elementarbereich - sie legt das Fundament für eine gelingende Entwicklung. Deshalb ist eine hochwertige frühkindliche Betreuung unverzichtbar. Nur wer schon vor der Schulzeit Bildung auf bestmöglichem Niveau erfährt, kann seine Talente entwickeln (mehr dazu können Sie auch auf www.bimw2013.de lesen). Mein Ziel ist eine hohe Qualität und Kostenfreiheit des ganzen Bildungssystems für alle Kinder - von der Krippe bis zur Berufsausbildung. Ein Kind aus einem Akademikerhaushalt hat derzeit eine siebenmal höhere Chance an das Gymnasium überzutreten, als das Kind eines Facharbeiters. Doch Bildung darf nicht von der Herkunft oder dem Geldbeutel der Eltern abhängen (jedes fünfte Kind bekommt Nachhilfe, in Bayern werden dafür jedes Jahr 250 Mio. Euro ausgegeben). Lernstoff zur Vertiefung des Wissens gehört im Unterricht behandelt. Wir brauchen die gezielte und differenzierte Förderung persönlicher Stärken, um unterschiedliche Startbedingungen auszugleichen. Das derzeitige bayerische Schulsystem zementiert soziale Ungleichheit und lässt Begabungen verkümmern (derzeit verlassen jährlich ca. 7000 Kinder die Schule ohne Schulabschluss). Statt Kinder schon nach der Grundschule zu "sortieren", wäre es besser, sie länger gemeinsam lernen zu lassen und ihnen dabei zu ermöglichen, sich gegenseitig zu stützen. Auch im Hinblick auf inklusive Schulpädagogik. Ganztagsschulen sind dabei besonders wichtig. Hier ist Bayern Schlusslicht: lediglich 300 von 2300 Grundschulen bieten Ganztagsklassen, 33 von 415 Gymnasien, 25 von 365 Realschulen. Eine Studie des Deutschen Jugendinstituts stellt klar: eine Ganztagsschule bringt nur etwas, wenn die Kinder kontinuierlich an einem hochwertigen System teilnehmen können. Doch in Bayern bedeutet Ganztagsbetreuung oft nicht mehr als eine bloße Hausaufgabenbetreuung am Nachmittag. Hier brauchen wir einen zügigen Ausbau gebundener Ganztagsschulen. Wir brauchen eine bessere Personalausstattung und Unterrichtsmethoden, die eine differenzierte Begleitung im Schulalltag ermöglicht. Auch hier sehe ich dringenden Handlungsbedarf. Insgesamt fehlt es uns nicht an Erkenntnisproblemen. Es fehlt uns an der Umsetzung. Ich hoffe auf einen Regierungswechsel, damit ich in Regierungsverantwortung gestalten kann und nicht aus der Opposition heraus Fehlentscheidungen der derzeitigen Regierung dulden muss.
Nun hoffe ich, dass ich Ihre Frage beantworten konnte und verbleibe mit freundlichen Grüßen,
Doris Rauscher.