Frage an Doris Barnett von Ullrich M. bezüglich Arbeit und Beschäftigung
Sehr geehrte Frau Barnett,
ihre Antwort an Herrn Raab zum Thema Hartz IV und Rente finde ich empörend. Herr Raab und auch ich als Leser erwarten keine juristische Rechtsberatung über momentane Tatbestände, sondern eine politische Antwort. Nämlich, ob es gerecht ist, wenn man nach 40 oder mehr Arbeitsjahren unverschuldet seine Arbeit verliert und seine angesparte private Altersrückstellung erst verbrauchen muss ( die 150,-- pro Lebensjahr sind lächerlich !!)um in den "Genuss" von Sozialleistungen zu kommen. Ich glaube, Herr Raab ist so inteligent, dass er formale Wissens -defizite über die Altersversorgung selbst auffüllen kann. Die wahren Arbeitsplatzvernichter werden hoch bezahlt und wenn diese dann doch untragbar werden mit noch höheren Abfindungen in Rente geschickt. Herr Raab wollte wissen ob das im Sozialdemokratischen Sinn gerecht ist.
Ich möchte das von Ihnen auch wissen.
Mit freundlichen Grüssen
Ullrich Müller
Sehr geehrter Herr Müller,
es erstaunt mich etwas, dass Sie meine Antwort an Herrn Raab empörend finden, da ich zu den konkret genannten Fragen meiner Meinung nach auch konkrete Antworten geliefert habe. Ihre Nachfrage hingegen, sehr geehrter Herr Müller, bezieht sich auf Grundüberzeugungen des gesellschaftlichen Zusammenlebens und Zusammenhalts.
Gerechtigkeit in einem sozialdemokratischen Sinn bedeutet für mich, das Auskommen aller Generationen so zu gestalten, dass die Lasten möglichst gleichmäßig verteilt werden, und die starken Schultern mehr tragen als die schwachen. In Bezug auf die Rente bedeutet dies eben, dass wir unsere Alterssicherung zukunftsfest machen mussten. Das Verhältnis von Beitragzahler zu Rentenempfänger entwickelt sich zunehmend ungünstiger, immer mehr Rentenansprüche müssen von immer weniger Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern finanziert werden. Über kurz oder lang hätten wir mit einer weiter-so-Politik die nachfolgenden Generationen weit über Gebühr belastet. Damit hätten wir den sozialen Frieden in unserem Land ein Stück weit aufs Spiel gesetzt, denn zu Recht hätten die Jüngeren diese Ungerechtigkeit angeprangert.
Soziale Gerechtigkeit herzustellen bzw. Ungerechtigkeiten zu bekämpfen ist ein ursozialdemokratisches Anliegen. Hierzu gehört bei Verteilungs- und Umverteilungsfragen aber auch, daran zu denken, dass auch nachfolgende Generationen faire Startbedingungen verdienen. So können wir unserem Ziel, Chancengleichheit innerhalb und zwischen den Generationen zu erreichen, ein Stück näher kommen.
Mit freundlichen Grüßen
Doris Barnett