Setzen Sie sich für den Erhalt und Schutz alternativer Szenen und Freiräume ein? Welche Maßnahmen erleichtern Frauen, LGBTQI*-Personen und migrantisch gelesenen Menschen den Einstieg in Ihre Partei?
Viele Ortsgruppen Ihrer Partei sind in alternativen Milieus beheimatet und nutzen deren Infrastruktur – etwa Jugendzentren, Kneipen oder AZs -, die mit viel Engagement für Solidarität, Diversität und gegen Diskriminierung, Rassismus und Sexismus aufgebaut wurden.
Gleichzeitig fällt auf, dass Ihr Wahlkampfmaterial oft männliche Parteimitglieder zeigt und mit provokativen Motiven und Sprüchen arbeitet – sei es in Köln mit Kindersoldaten in Schwarz-Weiß oder zuletzt in Brandenburg mit dem inzwischen verbotenen Tampon-Plakat „Feminismus, ihr Fotzen!“. Herr Hufnagel wischte die Kritik daran lapidar beiseite, wie die nd berichtete. Auch an Wahlkampfständen scheint es mehr um Fotos und Bier, als um Inhalte zu gehen.
Ich habe den Eindruck, dass Ihre Partei gerne von alternativen Strukturen profitiert, dann aber wenig Rücksicht auf die Menschen nimmt, die sie aufgebaut haben. Aktive - oft sehr junge - Menschen wenden sich ab, Jugendzentren schließen immer häufiger und Freiräume verschwinden.

Hallo Herr F.,
das Plakat ist nicht verboten. Es wurde zu unrecht von der CSU abgehängt, weil diese sich durch das Bildnis eines blutigen Tampons bedroht fühlte. Wir haben dagegen geklagt und gewonnen.
https://www.sueddeutsche.de/bayern/wahlplakat-satire-partei-freispruch-bayern-1.5664936
Ich werde mir nun dennoch nicht die Mühe machen, Ihnen den Witz zu erklären, ebenso wie das Motiv des Kindersoldaten, sonst komme ich in die Satire-Hölle (Redaktion der TAZ).
Ich war die letzten Wochen viel in Deutschland unterwegs und habe viele verschiedene Verbände der PARTEI besucht. Wenn wir dabei alternative Läden besucht haben, war immer PARTEI-Mitglieder die Betreiber:innen oder verantwortliche Personen der Locations, haben also beim Aufbau und/oder Erhalt selbst mitgewirkt. In den allermeisten Fällen nutzen wir aber (soweit ich weiß) normale Kneipen für unsere Treffen, die den Querschnitt der Gesellschaft abdecken. Ich selbst komme aus der mittelhessischen Provinz und verkehre in Läden (meist im Irish Inn Wetzlar), die hier als links gelten, weil Nazis unerwünscht sind. In Städten wie Berlin wären es aber ganz durchschnittliche Kneipen. Die unterstellte Verdrängung und den Missbrauch von Strukturen kann ich also nicht bestätigen. Egal wo ich auf Verbände meiner PARTEI treffe, die große Mehrheit versteht sich als Verbündete von LGBTQI*-Personen und migrantisch gelesenen Menschen, wenn sie nicht selbst zu genannten Personengruppen gehören.
Ich muss Sie aber enttäuschen, wenn sie nun von mir ein Konzept erwarten, dass meine PARTEI vorlegen kann, um Menschen den Einstieg zu erleichtern. Wir können niemandem guten Gewissens den Einstieg in meine PARTEI empfehlen, deshalb haben wir besonders hohe Hürden eingeführt: einen Mitgliedsantrag. Man wird diesen auch weiterhin unterschreiben und abgeben müssen. Der Zwang zum Eintritt ist für uns auch nicht verhandelbar.
Dass wir alternative Szenen schützen und erhalten möchten, steht außer Frage. In Hamburg planen wir beispielsweise die Elbphilharmonie zum autonomen Zentrum umzuwidmen.