Frage an Dirk Toepffer von Georg W. bezüglich Verkehr
Sehr geehrter Herr Töpfer,
In der Limmerstraß sollen Hochbahnsteige den Stadtbahnverkehr mit Hochflurfahrzeugen gewährleisten. Diese Hochflurfahrzeuge sollen dann im D-Linien-Tunnel ab Goetheplatz zum Hauptbahnhof fahren. So hätte es die Üstra gern gesehen. Das Regionsparlament hat sich jedoch gegen den D-Linien-Tunnel ausgesprochen.
Ulf-Birger Franz von der Region Hannover sagt dazu: "So habe die Landesnahverkehrsgesellschaft, die üblicherweise einen Teil der Kosten übernimmt, signalisiert, dass für die geplante Vorzugsvariante grundsätzlich eine Landesförderung möglich sei. Diese Variante beinhaltet den oberirdischen Ausbau der Stadtbahnlinie 10 bis zum Raschplatz."
(Quelle: http://www.fd-regionhannover.de/2010/11/19/stadtbahnlinie-10-2011/#comment-14970 )
Wer im U-Bahnhof Hauptbahnhof auf dem Bahnsteig mit den stadtauswärts fahrenden Bahnen sich ein bisschen umschaut, der wird entdecken, dass dort ein Fahrstuhl eingebaut wurde, der einerseits (sehr positiv!) eine schnellere Verbindung nach oben herstellt, aber andererseits (sehr bedenklich!) auch die Möglichkeit bietet noch eine Station tiefer zu fahren als auf den jetzigen U-Bahn-Steig. Freilich bislang sind die Knöpfe dafür noch nicht aktiviert, denn weiter unten fährt ja noch keine U-Bahn (und wird auch hoffentlich nie fahren!).
Was wir dagegen wirklich brauchen ist eine oberirdische Niederflurbahn und den weiteren Ausbau des oberirdischen ÖPNV und dafür einen deutlichen Rückbau der Verkehrsflächen für den Autoverkehr!
Wie unterstützen Sie als CDU-Landespolitiker im Verkehrssausschuss den oberridischen Ausbau der D-Linie als Niederflurbahnstrecke?
Zum Vergleich: Eine einzige moderne Niederflurbahn kann rund dreihundert bis vierhundert Personen transportieren. Das entspricht einer Autoschlange von rund 9 bis 12 km! Gerechnet mit einer Person pro Auto, 5m Autolänge + 25m Sicherheitsabstand bei Tempo 30, also
30m x 300 = 9000m = 9km bzw.,
30m x 400 = 12000m = 12km!
Sehr geehrter Herr Weil,
vielen Dank für Ihre Anfrage. Ich verstehe Ihre Argumentation sehr gut, dem täglichen Verkehrsaufkommen mit einem oberirdischen Ausbau der D-Linie als Niederflurstrecke entgegenwirken zu wollen. Nach eingehender Prüfung und Diskussionen mit den Interessenvertretungen bzw. verschiedener Institutionen und nach sorgfältiger Abwägung ihrer Intentionen wird ein Ergebnis hinsichtlich des Ausbaues hoffentlich so durchgeführt werden, dass dieses von der Allgemeinheit gemeinsam getragen werden kann.
Planung und Umsetzung eines solchen Projektes bedarf neben der Prüfung der finanziellen Seite auch die der Entwicklung der Bevölkerung in den kommenden Jahren. Ich spreche vom Demografischen Wandel. Nach den aktuellen Prognosen des statistischen Bundesamtes wird die Bevölkerungszahl der Bundesrepublik bis Jahr 2050 um 10 bis 17% zurückgehen. Das lässt vermuten, dass der Verkehr auch zwangsläufig auf den Straßen abnimmt. Szenarien besagen aber, dass sich langfristig durch die Verringerung der Bevölkerungszahlen auch die Nachfrage und somit das Angebot von Infrastruktureinrichtungen verändert. Dadurch werden sich die Wegelängen der Nutzer zu den Einrichtungen verlängern und häufig mit dem eigenen Pkw zurückgelegt. Auch längere Lebenserwartungen, längere Berufstätigkeit und von der Wirtschaft erwartete Mobilität, der Trend zu kleineren bzw. Single-Haushalten mit Pkw und die stetig steigende Pkw-Nutzung durch Frauen sind unter anderem ein Indikator für die zukünftige Verkehrentwicklung.
Am 29.03.2011 fand ein Beteiligungsverfahren zum Thema "Verbesserung der Barrierefreiheit an der Stadtbahnlinie 10 (Limmerstraße/Hannover-Linden)" als 6. Runder Tisch im Kleinen Saal des Freizeitheimes Linden statt. Der Ausbau als Nieder- oder Hochflurvariante wurde hier aus der Sichtweise von mobilitätseingeschränkten Personen, Senioren, Gastronomie und Handel, Verkehr/Umwelt/Stadtgestaltung und Verkehrsträgern diskutiert. Laut dem "Runden Tisch" würde sich für Senioren die Niederflurvariante anbieten. Der Blinden- und Sehbehindertenverband jedoch tendiert unter dem Aspekt der Barrierefreiheit zu der Hochflurvariante.
Zudem lassen Gegenstimmen verlauten, dass die Tunnelführung deshalb zu bevorzugen sei, weil bei einem oberirdischen Ausbau mit Verkehrsengpässen, Zeitverzögerungen, erhöhter Lautstärke und Erhöhung von Unfällen zu rechnen wäre. Die oberirdische Variante benötige grundsätzlich viel mehr Straßenraum, der zu Lasten von Fußwegen, Radwegen und Baumbepflanzung ginge. Unterirdisch rechne man mit einer Zeitersparnis der Fahrzeiten. Ein Tunnel würde auch weitere geplante Linien nach Ahlem-Nord und Davenstedt aufnehmen können.
Am 09.06.2011 fand der CDU-Kreisparteitag zum Thema Städtebau, Verkehr und Umwelt im Leineschloss in Hannover statt. Die Diskussionen über die Verkehrsinfrastruktur erfolgen über die D-Linie zur Zeit noch kontrovers. Ich zitiere hierzu aus der Pressemitteilung der HAZ vom 11.06.2011: "Während die Südstädter Christdemokraten fordern, dass die Strecke oberirdisch bis zum Bismarckbahnhof verlegt und dort eine Niederflurbahn mit geringer Einstiegshöhe verkehren soll, wollten sich die Parteifreunde in Linden nicht auf kleinteilige technische Details festlegen."
Ich bin überzeugt, dass zum öffentlichen CDU-Kreisparteitag zum Beschluss des Kommunalwahlprogrammes am 18.08.2011 eine sinnvolle Entscheidung für eine Variante getroffen wird, die auf festen Füßen steht.
Herr Weil, ich verstehe Ihren Wunsch nach Verkehrsentlastung. Doch Ziel muss es sein, so nachhaltig und verantwortungsvoll wie nur möglich, unter Einbeziehung aller Aspekte, eine Entscheidung hinsichtlich der verschiedenen Varianten zu treffen, die möglicherweise nicht jedem Einzelnen gerecht werden kann, jedoch von der Mehrheit getragen wird.
Mit freundlichen Grüßen
Dirk Toepffer MdL