Frage an Dirk Lorenzen von Uwe Steffen P. bezüglich Bildung und Erziehung
Wie haben Sie sich für Kreativität und innovative Projekte an unseren Schulen eingesetzt? Wie stellen Sie sich wirksame Medienbildung vor? Werden Sie sich wie für Gewaltprävention engagieren -> Mobbing, Bossing, Stuffing?
Welche Veränderungen werden Sie in den Kontexten Schulaufsicht, „Testeritis“, Schulvisitation, …, Schulrecht, sogenannte überregionale Rechtsangelegenheiten bis hin zu Zweigstellen der Schulämter und ggf. des LISUM politisch auf den Weg bringen?
Antwort:
Bislang gar nicht, weil ich kein Berufspolitiker, sondern Vollzeit-Angestellter in Berlin mit einem Arbeitsplatz bin, der keinen Bezug zum Thema Schule aufweist. Da ich allerdings vier schulpflichtige Kinder habe, sind mir Ihre Fragestellungen aus der Praxis zum Teil bekannt.
Lernen wird nur durch Begreifen wirklich nachhaltig. Begreifen bedeutet insbesondere Anfassen, was nur durch praktischen Bezug realisiert werden kann. Diesen gilt es zu erhöhen, wenn man sich von Kindern Kreativität und Innovationen wünscht.
Wirksame Medienbildung heißt für mich, folgendes an die Schüler zu vermitteln: Recherchieren, Quellen ermitteln, Quellen auf ihre Richtigkeit prüfen und die Inhalte verschiedener Quellen in Übereinstimmung bringen mit dem Ziel zu erkennen, wo etwas Bedeutendes weggelassen wurde, wo etwas Unbedeutendes überhöht dargestellt wurde und wo Meinungen und Behauptungen statt Fakten und Beweise das Urteil bestimmen.
Kinder sind von Natur aus nicht gewalttätig. Ihnen wird es aber bisweilen an verschiedenen Orten vorgelebt. Das kann die Schule nicht überall verhindern, aber sie kann zeigen, dass es besser ohne Gewalt geht. Das Unterstützen von Schülern durch Schüler und eine gemeinsame Projektarbeit, insbesondere in möglichst heterogenen Gruppen, kann helfen Gewalt zu vermeiden.
Bei Gewalt von Lehrern gegen Schüler gilt es, mehr Gehör für Schüler und Eltern aufzubringen. Oft werden sie nicht ernst genug genommen. Gewalt gegen Lehrer ist dramatisch. Hier ist besonders großes Einfühlungsvermögen des Lehrers/ der Lehrerin für die Probleme der Schüler vonnöten. Gelingt es der Lehrkraft, sich von einem solchen Schüler als Ersatzvater oder Ersatzmutter anerkennen zu lassen, wird ihm der Schüler ein Leben lang dankbar sein. Für derartige Dienste, die nur außerhalb der Unterrichtszeit geleistet werden können, ist dem Lehrer/ der Lehrerin die entsprechende Zeit einzuräumen. Es lohnt sich.
„Testeritis“ suggeriert, dass zu viele Tests geschrieben werden. Ob das wirklich der Fall ist, hängt vielleicht am ehesten von der Lehrkraft ab. Wichtig ist natürlich, die Schüler daraufhin abzuprüfen, ob sie den Lernstoff verinnerlicht haben, sowohl im Interesse der Schüler als auch im Interesse der Lehrer. Dazu muss natürlich genügend Lernstoff vermittelt worden sein, sonst macht ein Test keinen Sinn.
Mit den Aspekten der weiteren Stichworte habe ich mich noch nicht eingehender auseinandergesetzt. In der Position des „Nicht Gewählten“, die ich jetzt nach der Wahl einnehme, werde ich kurzfristig auch nicht dazu kommen: Ich werde das Thema aber im Auge behalten, falls ich in fünf Jahren noch einmal zur Wahl antreten sollte.
Mit freundlichen Grüßen,
Dirk Lorenzen