Dietmar Ferger, Landtagskandidat Lörrach
Dietmar Ferger
dieBasis
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Frage von Simon L. •

Frage an Dietmar Ferger von Simon L. bezüglich Bildung und Erziehung

Vielfalt in der Einheit , Solidarisches Miteinander für Lösungssuche ( Ratskreise bilden ) freieres Lernen ,bessere relevantere für uns Menschen wichtigere Lerninhalte in den Schulen ( Z. Bsp Kennen unseres Körpers für eigen-verantwortl. Handeln ) ,stehen Sie dafür ein ?
2) Warum tun sich die kleinen Parteien nicht im REGENBOGEN zusammen ( Solidarisches Miteinander im Ratskreis )?
Dann hätten sie vielleicht ne Chance gegen diese von Interessenverbänden gekauften ,nicht mehr für die Bürger arbeitenden Parteien.

Dietmar Ferger, Landtagskandidat Lörrach
Antwort von
dieBasis

Sehr geehrter Herr L.

Danke für Ihre Fragen.

Zu dem Themenkomplex Erziehung / Schule: Im Sinne der Prinzipien der Schwarmintelligenz, der Freiheit, der Achtsamkeit und der Machtbegrenzung stehe ich in erster Linie ein für mehr Eigenständigkeit und Selbstverantwortung für die Schulen und die Pädagogen. Ich bin überzeugt, dass die Rektoren und Pädagogen der Schulen – egal ob sie nun in kommunaler Trägerschaft sind oder von kirchlichen oder gemeinnützigen Trägern betrieben werden – am besten wissen, was die von ihnen betreuten Kinder und Jugendliche benötigen. Insofern brauchen sie dafür auch Freiräume – sowohl finanziell als auch zeitlich.

Als Abgeordneter würde ich mich also vor allem dafür einsetzen, dass alle Schulen mehr Freiräume und alle benötigten Mittel bekommen. Es sollte in jeder Schule eine Küche und eine Mensa geben, in der die Kinder mitwirken können und lernen, achtsam mit Lebensmitteln umzugehen und gesunde Ernährung praktisch zu erlernen. Das wäre ein landesweites Investitionsprogramm von vielen Millionen €, die aber m.E. sehr gut angelegt sind und auch viele sinnvolle und sinnerfüllende Arbeitsplätze in den Küchen nach sich ziehen würden. Weiterhin sollte jedes Kind in den Grundschulen die Möglichkeit bekommen, ein Instrument zu erlernen. Das Programm JeKi (Jedem Kind ein Instrument) hat die positiven Ergebnisse dieses Programms gezeigt https://www.jekits.de/das-programm/jedem-kind-ein-instrument/ - es fehlt immer nur die Finanzierung. Und natürlich ist es ein Unding, dass es Schulen gibt die nicht die die benötigten Schulsozialarbeiter haben, die im Zweifelsfall entscheidend sind um junge Leben vor Schaden zu bewahren.

Ähnliches gilt für handwerkliche und künstlerische Angebote sowie strukturelle Öffnungen zu den in der jeweiligen Gemeinde oder in dem jeweiligen Stadtteil, wie sie z.B. von der PH Ludwigsburg mit dem Programm „offene Bürgerschule“ entwickelt wurde http://www.offene-buergerschule.de/

Natürlich sollten dies alles Angebote und keine Verpflichtung sein, d.h. jede Schule und jeder Pädagoge sollte in Absprache mit den Eltern und den Schülern (jedenfalls in den oberen Schularten) entscheiden, ob und welches Angebot er nutzen will. Allerdings habe ich noch mit keinem Schulrektor oder Pädagogen gesprochen – egal ob von kommunalen oder öffentlichen Schulen – der ein solches Angebot – also eine eigene Schulküche, in der die Schüler praktisch mitarbeiten, oder das Erlernen eines Instrumentes für alle – nicht 100%ig begrüßen oder als sinnvoll erachten würde. Auch habe ich noch keinen Pädagogen gefunden, der ich nicht mehr Freiraum in der Gestaltung des Unterrichts wünschen würde. In einem Vortrag sagte Prof. Weingandt (PH Ludwigsburg), der die offene Bürgerschule entwickelt hat, dass die Schulen die vorhandenen „Grauzonen“ besetzen sollten um sich diese Freiräume zu erkämpfen. Ich finde es bedauerlich, dass sich Lehrer und Schulen Freiräume erkämpfen müssen, sie sollten diese Freiräume offiziell erhalten und auch die notwendige Finanzierung, um sie sinnvoll nutzen zu können.

Persönlich und auf den Wahl-/Landkreis Lörrach bezogen, wäre es mir wichtig, dass Initiativen wie Scolé https://www.scole.de/ vollumfängliche Unterstützung vom ersten Schuljahr an bekommen, denn es sind diese Initiativen, die neue pädagogische Erfahrungen machen und von denen alle Schulen – unabhängig von ihrer Trägerschaft – lernen können. Genauso wichtig ist es aber natürlich auch, dass alle Kommunen und auch der Landkreis die Mittel erhalten, ihren Schulen die bestmögliche Ausstattung zu beschaffen. Und im Sinne der Freiheit sollten Lehrer, Eltern und Schüler selbst entscheiden, für welche Angebote sich die Schule entscheidet.

Als ehemaliges Mitglied der grünen Partei bin ich tief enttäuscht von dieser Partei, die jetzt 10 Jahre die Regierung in BW gestellt hat und die Bildung immer als so unwichtig erachtet hat, dass sie diese immer dem kleineren Koalitionspartner überlassen hat – mit dem bekannten Chaos in den Bildungsprogrammen. Es gab vor 10 und auch vor 5 Jahren großartige Versprechungen der Grünen, wie wichtig ihnen die Bildungspolitik sei und wie sehr sie sich für mehr Freiheit und Selbstbestimmung einsetzen würden. Nichts von dem ist umgesetzt worden.

Zu Ihrer zweiten Frage: Ja, eine Bündelung der Kräfte wäre sicher wünschenswert. Es wird natürlich jeder der verschiedenen Parteien sagen, dass „die anderen“ ja zu ihnen wechseln könnten. Anfänglich war ich bei Wir2020 aktiv, bis mir dann Strukturen begegnet sind, die mich sehr an die hierarchischen und undurchsichtigen Machtverhältnisse erinnert haben, die am Ende meiner Mitgliedschaft bei den Grünen dort geherrscht haben. Es ist ein offenes Geheimnis, dass zur Zeit viele Mitglieder von Wir2020 bei dieBasis eintreten. Vielleicht gibt es ja eine Bereinigung auf diese Weise. Wenn nicht, sollte jeder sich selbst mal die Satzungen der verschiedenen Parteien anschauen und muss dann am Ende selber entscheiden, wem er das Vertrauen schenkt. Ich empfehle dazu auch die vielen offenen virtuellen Diskussionsrunden, die von dieBasis angeboten werden.

Mit vielen Grüssen

Dietmar Ferger