Wie lautet die Position von Ihnen und der Linken zum Thema Schwangerschaftabbruch bis zum Zeitpunkt der Geburt?
Sehr geehrter Herr Bartsch,
von einem Bekannten wurde mir ein Artikel zugesandt in welchem behauptet wurde, dass die Partei die Linke sich für den Schwangerschaftsabbruch bis kurz vor dem Zeitpunkt der Geburt ausspricht. Seriös wirkende Quellen dafür konnte ich nach etwas Recherche nicht finden. Entspricht dies dennoch der Wahrheit? Wenn ja, wie wird dies begründet? Wenn nicht, wie sieht das tatsächliche Konzept der Linken bezüglich Schwangerschaftsabbrüchen aus?
Mit freundlichen Grüßen
Sehr geehrter Herr W.,
DIE LINKE fordert die Streichung der Paragraphen 218 und 219 aus dem Strafgesetzbuch. Das bedeutet, dass keine Schwangerschaftsabbrüche, die auf Wunsch der Schwangeren und von medizinischem Personal durchgeführt werden, strafrechtlich relevant sind, egal zu welchem Zeitpunkt sie durchgeführt wurden. Gleichzeitig sprechen wir uns selbstverständlich nicht für Abbrüche bis kurz vor der Geburt aus oder setzen uns dafür ein. Dieses Szenario ist ein rein theoretisches, dramatisierendes Argument, dass von der Realität von Schwangerschaftsabbrüchen ablenkt: Keine Schwangere, die nicht schwanger sein möchte, würde so lange warten um die Schwangerschaft zu beenden. Kein Arzt, keine Ärztin würde sich bereit erklären eine Schwangerschaft so spät noch zu beenden, sofern nicht das Leben der Schwangeren davon abhängt. Länder, in denen es keine Fristen gibt, wie beispielsweise Kanada, zeigen, dass dennoch der etwa gleiche Prozentsatz wie hier vor der 12. Schwangerschaftswoche beendet wird und dass spätere Abbrüche medizinisch begründet sind.
DIE LINKE setzt sich ein für ein Reproduktive Rechte Gesetz außerhalb des Strafgesetzbuches, dass den Zugang zu legalen Schwangerschaftsabbrüchen sichert, Medizinerinnen und Mediziner, die Abbrüche durchführen, vor Angriffen und Strafverfolgung schützt und gleichzeitig die Versorgung für Kinderwunsch, Schwangerschaft und Geburt verbessert.
Mit freundlichen Grüßen,
Dr. Dietmar Bartsch