Frage an Diana Golze von Karl L. bezüglich Arbeit und Beschäftigung
Sehr geehrte Frau Golze,
die von Ihnen angeführten Zahlen zur durchschnittlichen Arbeitsnehmerentlohnung je Arbeitsstunde drücken lediglich die realen Produktivitätsverhältnisse zwischen Ost und West aus! Nicht aber erklären Sie den Lohnkostenvorsprung der ostdt. Bevölkerung. Und damit haben Sie sich die Antwort auf die Frage der hohen Arbeitslosigkeit selbst gegeben. In Ostdeutschland sind die Leute in der Gesamtheit bei einer Produktivität zw. 60 - 70 % der Westbevölkerung angekommen, dies spiegelt sich in den Löhnen wieder, ist ja auch logisch! Demzufolge gibt es objektiv betrachtet keinen Niedriglohnsektor Ost.
Aber nun eine weitere Frage: Wie stellt sich die PDS die Situation auf dem Arbeitsmarkt vor, wenn der von Ihnen geforderte Mindestlohn i.H.v. 1400 € monatlich eingeführt werden sollte? Den es ist ja so, dass sehr viele Leute unter dieser von Ihnen gezogenen Grenze verdienen. Da gibt es doch eigentlich nur zwei Möglichkeiten: Erstens, die Arbeitsgeber dieser Geringverdiener satteln einiges drauf und die Arbeitnehmer verdienen über dieser Grenze. Oder zweitens, einige Arbeisgeber können sich diese Löhne nicht leisten und entlassen. Welche Ansicht vertritt die PDS in dieser Frage: Was wird passieren?
Sehr geehrter Herr Langer,
zum Thema Niedriglohnsektor Ost werden wir wohl bei unterschiedlichen Standpunkten bleiben. Ich würde Sie nur darum bitten, mir für Ihre Behauptung der niedrigeren Produktivität in den Neuen Ländern, die Sie als "logisch" bezeichnen, auch eine Quelle zu nennen. Ich konnte die von Ihnen angegebene Zahl jedenfalls nirgendwo finden.
Zum Mindestlohn. Die Linkspartei.PDS stellt sich das wie folgt vor: Bis zur flächendeckenden Einführung dieses Mindestlohns sollen besonders gering Qualifizierten sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse und ein Existenz sicherndes Einkommen angeboten werden. Diese Menschen sind die Verlierer und Verliererinnen im globalen Wettbewerb. Wir fordern deshalb ein Modell Lohn-Plus, das die Lohnkosten für den Arbeitgeber senkt und den Nettolohn für die Arbeitnehmer erhöht. Das zentrale Moment dabei ist die Subventionierung der Bruttolohnsumme der niedrigsten tariflichen Eingruppierungen in Höhe der Sozialabgaben für Arbeitnehmer und Arbeitgeber. Damit soll besonders gering Qualifizierten der Einstieg in sozialversicherungspflichtige Arbeit ermöglicht und eine Alternative zu geringfügiger Beschäftigung und Schwarzarbeit eröffnet werden. Die Subventionen sollen an Tarifverträge gekoppelt und daran gebunden sein, dass sich die Anzahl der Beschäftigten im Unternehmen nicht verringert, um die Substitution vorhandener Arbeitsplätze zu minimieren.
Mit freundlichen Grüßen
Diana Golze