Frage an Diana Golze von Wilfried M. bezüglich Familie
Sehr geehrte Frau Golze,
der bekannte Dipl,- Psychologe Prof. Dr. rer. nat. Wolfgang Klenner hat am 4.2.2012 eine Expertise über ein "Familienrechtliches Sachverständigengutachten" verfaßt, die veröffentlicht wurde und in der er zusammenfassend zu dem Ergebnis kommt, daß der Text weder einen Beitrag zu der dem Gericht obliegenden Wahrheitsfindung liefere noch zur Erhaltung bzw. Herstellung des Rechtsfriedens (1).
Hierzu frage ich Sie zunächst, wie es sein kann, daß der Auftrag, ein familienRECHTliches Gutachten zu erstatten, überhaupt an eine Sozialpädagogin gehen kann, die ja gar keine Juristin ist.
Desweiteren fällt mir auf, daß immer wieder Forderungen erhoben werden, noch mehr Sozialpädagogen auch in Schulen zu bringen.
Können Sie Bürger verstehen, die angesichts der offenbar von irgendwem gewollten Zunahme des Einflusses dieser Berufsgruppe in Schulen und Gerichten (vgl. auch meine seit 18.12.2011 (!) noch immer unbeantworteten Fragen an Sie) eine Art Umerziehung durch Einheits- Sozialpädagogen befürchten, die sich in ihr Leben einmischen, ohne dafür gemäß GG eigentlich befugt und ohne humanwisssenschaftlich ausgebildet zu sein?
Was hindert Sie daran, meine vor mehr als 14 Monaten gestellten Fragen zur organisierten Datenkriminalität (2) zu beantworten sowie die am 26.03.2011 gestellten zu Scientology (3)?
Mit frdl. Gruß
Dipl. med. W. Meißner
Deutsches Institut für Totalitarismusabwehr
1) http://www.martinbulinski.de/klenner_stellungnahme.pdf
2) http://www.abgeordnetenwatch.de/diana_golze-575-37602--f272968.html#q272968
3) http://www.abgeordnetenwatch.de/diana_golze-575-37602--f290678.html#q290678
Sehr geehrter Herr Meißner,
zu dem ersten Teil Ihrer Frage möchte ich zunächst anmerken, dass die von Ihnen benannte Expertise selbst auf der Internetpräsenz "Jugendamtwatch" nur zu Teilen nachlesbar ist und nur auf Anfrage zugesendet wird. Ich kann und werde mich - auch im Sinne des Verfassers der Expertise - nicht zu Sachverhalten äußern oder diese gar bewerten, wenn ich deren Inhalt nicht kenne. Die Frage, ob eine Sozialpädagogin Gutachten innerhalb eines familienrechtlichen Vorganges bearbeiten und erstellen kann, wird aber auch in den wenigen Zitaten nicht angezweifelt.
In den Antworten zu Fragen des Familien- und Kindschaftsrechtes, die ich Ihnen hier auf dieser Plattform bereits gegeben habe, versuchte ich mehrfach meine Sicht über die Arbeit von Jugendämtern und Sozialpädagoginnen und -pädagogen darzustellen. Darin habe ich deutlich werden lassen, dass ich eine Schwächung der Rolle der Jugendämter für den falschen Weg halte, um Elternrechte umzusetzen. Vielmehr fordert DIE LINKE eine Stärkung der Kinder- und Jugendhilfe. Eine Stärkung, die sowohl eine quantitative Verbesserung der Angebote als auch eine qualitative Veränderung bewirken soll, die aus unserer Sicht mit einer personellen Aufstockung im gesamten Bereich der Kinder- und Jugendhilfe verbunden sein muss. Auch mich stimmen die Entwicklungen in der Kinder- und Jugendhilfe sorgenvoll. Ich sehe aber auch, dass der Druck auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter - egal in welchen Bereichen der Kinder- und Jugendhilfe - steigt, während zeitgleich die Möglichkeiten und auch die notwendigen Mittel immer weiter zusammengestrichen werden. Mein Bild von einer guten Kinder- und Jugendhilfe ist auch eines, dass mehr auf niedrigschwellige Angebote, auf Beratung und Hilfe setzt und nicht eines, das - wie leider immer häufiger der Fall - darauf setzen muss, immer mehr zur "Feuerwehr" für gesamtgesellschaftliche Entwicklungen zu werden. Von Ihnen - leider nur fragmenthaft umschriebene - Fälle gibt es und es wird sie immer geben. Weil auch in der Jugendhilfe Menschen arbeiten - und dies zumeist völlig überlastete. Ich möchte Sie darüber hinaus auch bitten, die andere Seite dieser Fälle ebenfalls mit zu beleuchten. Nicht selten stehen Familien in Gerichtsverfahren, deren Familienleben konflikthaft verläuft und die keine Lösung für diese Konflikte finden konnten - auch nicht mit Beistand. Für diese Familien, vor allem aber auch für die betroffenen Kinder braucht es auch in den Verfahren die Möglichkeit eines Beistandes und auch die Möglichkeit einer Intervention. Darum fordert aber DIE LINKE nun seit vielen Jahren ein Netzwerk unabhängiger Ombudstellen, die den Betroffenen nicht nur Beratung, sondern auch Hilfe gegen Ämter- oder Gerichtsentscheidungen bieten können.
Ihre Frage bezüglich der verstärkten Forderung nach Sozialpädagogen in Schulen kann ich offen gestanden nur schwer deuten, da es in diesem Bereich verschiedene Möglichkeiten und auch Programme gibt. Eine pädagogische Begleitung des Unterrichts durch eine zusätzliche (sozial-)pädagogische Kraft begrüße ich, da sie Kindern einen weiteren Ansprechpartner für ihre Fragen ermöglicht und zudem neue Gestaltungsmöglichkeiten für Unterrichtsverläufe bietet. Sollte Ihre Frage auf eine Stärkung der Schulsozialarbeit abzielen, so kann ich Ihnen sagen, dass ich eine solche Entwicklung dann sehr begrüße, wenn die Trennung zwischen dem Angebot der Jugendhilfe und dem System Schule deutlich bleibt. Nur so kann ein Schulsozialarbeiter für die Kinder und Jugendlichen einer Schule Ansprechpartner sein. Eine Einmischung in ein Leben, das sich in sozialen Gefügen bewegt, wie es das unserer Kinder tut, sehe ich darin nicht. Vielmehr betrachte ich es als eine Stärkung der Rechte von Kindern.