Sehr geehrter Herr Jankowski, - angesichts der Ukraine-Politik bekommt man kaum eine klare Positionierung zum Angriff Aserbaidschans im Süden Armeniens mit. Mich würde Ihre Meinung dazu interessieren
Besonders in den armenischen Communities der social media wird im gesamten Parteienspektrum (geschweige denn seitens der Bundes- und Landesregierungen) ein klares Statement vermißt. Derweil gehen Videos von Verstümmelungen und Hinrichtungen armenischer Kriegsgefangener viral. Armenische Gruppen wie "Theophanu-Club-Deutschland" machten (bisher vergeblich!) vor der azerischen Botschaft und vor dem Kanzleramt in Berlin auf dieses Problem aufmerksam. Derweil lobt EU-Kommissionspräsidentin, Frau U. v.d.Leyen den azerischen Autokraten Alijev über den grünen Klee den Gasdeal betreffend. Man bekommt darüber hinaus den Eindruck, daß die türkische und azerische Regierung den Völkermord von 1915 zu vollenden beabsichtigen. Von meiner Armenienreise im September bin ich bedrückt heimgekehrt, wissend, dort liebgewordene Menschen in großer Gefahr zurück zu lassen. Bitte nehmen Sie sich des Themas an, es leben in Thüringen auch viele Armenier, denen wir eine Erklärung schuldig sind.
M.f.G., T.. L.
Sehr geehrter Herr. L.,
am 13.09.22 griffen azerische Truppen wieder einmal das Territorium Armeniens an. Dieser Angriff ist zu verurteilen und steht in einer langen Reihe von kriegerischen Auseinandersetzungen, die sich gegen Armenien richten. Gleich zu Beginn wurde dieser Angriff seitens unser Fraktion im Bundestag scharf verurteilt.
Vor dem Hintergrund des Krieges in der Ukraine droht der Krieg gegen Armenien vollends von der medialen Bildfläche zu verschwinden und es ist symptomatisch, dass die Altparteien darüber schweigen. Erst 2020 wurde im Bundestag der im ersten Weltkrieg Genozid an den Armeniern offiziell als solcher bezeichnet. Damit war der Bundestag eines der Schlusslichter, nachdem 2019 die USA diese Kriegsverbrechen offiziell als Völkermord eingestuft haben. Lange wurde gezögert, da man mit dieser Einstufung islamische Autokraten wie Erdogan "vor den Kopf stößt", obwohl die schrecklichen Ausmaße von Flucht, Vertreibung und Tötung der Armenier durch das Osmanische Reich historisch umfassend aufgearbeitet sind. Gerade vor dem Hintergrund der derzeitigen Energiekrise versucht man russische Gaslieferungen durch Gaslieferungen aus islamischen Ländern zu ersetzen, deren Regime das Töten und Vertreiben von religiösen, ethnischen und anderen Minderheiten entweder leugnen oder sogar befürworten. Damit zeigt sich die ganze Scheinheiligkeit der hohen moralischen Ansprüche der Ampelkoalition. Das beste Beispiel dafür ist der Besuch Robert Habecks in Qatar gewesen. Während man im eigenen alles nur erdenkliche für die Rechte von Frauen und Homosexuellen unternimmt, werden die Menschenrechtsverletzungen in Qatar geflissentlich ignoriert.
Ich hoffe, dass ich Ihnen mit meiner Einschtzung weiterhelfen konnte.
Freundliche Grüße
Denny Jankowski