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Delara Burkhardt
SPD
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Frage von Julia K. •

Sehr geehrte Frau Burkhardt ich würde gern wissen, was Sie u. Ihre Partei in der nächsten Legislaturperiode konkret an Maßnahmen und Forschungsgeldern für an LongCovid und ME/CFS Erkrankte planen?

Laut der WHO sind in Europa allein 36 Millionen Menschen von LongCovid betroffen - dies ist ein Problem, das wirklich alle angeht, nicht nur einzelne Abgeordnete im Bereich Gesundheit!
Die Auswirkungen sind massiv- für Betroffene lebenszerstörend, für Länder wirtschaftsgefährdend und aufgrund der Untätigkeit der Politik in den letzten Jahren auch demokratiegefährdend.
Die einzelnen Mitgliedsstaaten sind mit der Thematik heillos überfordert und machen wenig bis gar nichts, um diese Katastrophe in den Griff zu kriegen.
Was können wir als Betroffene von der EU und unseren Abgeordneten erwarten?
Ich weiß, dass viele von uns unsere Wahlentscheidung ausschließlich von diesem Thema abhängig machen werden und würde mich darum über eine aussagekräftige Antwort freuen, die nicht die Zuständigkeit an andere abschiebt. Vielen Dank und beste Grüße

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Antwort von
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Liebe Frau K.

Long Covid, aber auch ME/CFS, das sich unter anderem in der Folge davon entwickeln kann, sind ernstzunehmende Probleme, nicht nur für die Betroffenen, deren Leben sich drastisch verändert, sondern auch für die ganze Gesellschaft und Volkswirtschaft. Die Zahl der Patient*innen wird weiter wachsen, man geht derzeit davon aus, dass auch mit den derzeit kursierenden Varianten fünf Prozent der Menschen mit einer Corona-Infektion Langzeitfolgen entwickeln und zwar selbst dann, wenn vorherige Infektionen scheinbar folgenlos ausgeheilt sind. 

In der Zwischenzeit hat sich Vieles getan: Wir Sozialdemokrat*innen waren unter der Federführung von Karsten Lucke im Europaparlament die treibende Kraft für die Forderungen im Abschlussbericht des Corona-Sonderberichts im letzten Jahr und werden uns auch weiterhin dafür einsetzen, dass diese auf europäischer wie auf nationaler Ebene umgesetzt werden. In Deutschland hat Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach die Versorgungsforschung vorangetrieben und zwei Förderprogramme mit jeweils 81 Millionen Euro und 52 Millionen Euro (für die Versorgung betroffener Kinder) initiiert. Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) hat eine Richtlinie beschlossen, die das Gesundheitsministerium nun freigegeben hat. Demnach gelten die Bemühungen für eine bessere und schnellere Versorgung für Betroffene von Long Covid sowohl für Patientinnen und Patienten nach einer Infektion, als auch nach einer Impfung (Post Vac) und ebenso für ME/CFS-Betroffene. Diese Anerkennung, insbesondere die Inklusion von Patient*innen mit Impfschäden und mit ME/CFS ist ein großer Fortschritt, wie wir ihn bereits im Abschlussbericht des Corona-Sonderausschusses gefordert haben. Der Zugang zu Arzneimitteln im Off-Label Use soll verbessert werden und neue Wirkstoffe für Medikamente geprüft werden, um die Therapie von post-infektiösen (oder post-medikamentösen) Erkrankungen, sowie Erkrankungen mit ähnlichem Symptommuster endlich deutlich zu verbessern. 

Auch wenn angesichts der furchtbaren Patient*innenschicksale die Mühlen viel zu langsam mahlen: Es tut sich etwas, der ständige Kampf lohnt sich! Wir dürfen uns aber nicht darauf ausruhen. Am Ende wird es darauf ankommen, dass der G-BA die breite Palette von Medikamenten (und nicht nur einige wenige) anerkennt, die derzeit die Symptome deutlich verbessern, aber von Betroffenen aus eigener Tasche bezahlt werden müssen. Ärzt*innen und Long Covid-Ambulanzen müssen von den Behandlungsmöglichkeiten erfahren und alle Patient*innen behandeln – es ist auch deshalb gut, dass Post Vac-Betroffene und ME/CFS-Erkrankte nun ausdrücklich in die Richtlinie aufgenommen wurden. Gutachter*innen, die über die Anerkennung einer Erwerbsminderungsrente entscheiden, sollten transparenten Standards genügen und vor allem sollten Betroffene viel stärker in alle Entscheidungen und ein Monitoring eingebunden werden, um Missstände, die es auf dem Papier gar nicht mehr geben dürfte, die aber im Alltag leider Realität sind, schneller zu erkennen. Es gibt eine Reihe von Mut machenden Wirkstoffen. Deutschland und die EU sollten die Innovation kleiner und mittlerer forschender Pharmaunternehmen unterstützen, damit Medikamente schnell auf den Markt kommen und Jede und Jeder "die Pandemie" (aber eben auch Langzeitfolgen anderer Erkrankungen und Ursachen) hinter sich lassen kann.

Diese Dinge werden wir auch weiterhin in Deutschland – und soweit aufgrund der Kompetenz möglich – auf EU-Ebene vorantreiben. Während die Gutachter*innenproblematik beispielsweise ein nationales Problem ist, muss insbesondere die ausdrückliche Anerkennung von Post Vac Patient*innen und ME/CFS-Erkrankten endlich auch in Europa umgesetzt werden. Außerdem braucht es insbesondere unter dem Förderprogramm Horizont Europa Förderprogramme, die sich tatsächlich an den Bedürfnissen der Patient*innen orientieren und zu einer raschen Entwicklung von Medikamenten beitragen. Weiterhin werden wir uns dafür einsetzen, dass die EU in der nächsten Legislatur eine finanziell gut ausgestattete Strategie für post-akute Infektionssyndrome (PAIS-Strategie) auf den Weg bringt, wie unter anderem im Sonderbericht des Corona-Sonderausschusses von uns gefordert.

Lassen Sie uns auch weiterhin in Kontakt bleiben und sagen Sie uns woran es fehlt! Wir wollen, dass es Ihnen wieder gut geht!

 

 

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