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Delara Burkhardt
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Frage von Martin L. •

Frage an Delara Burkhardt von Martin L. bezüglich Arbeit und Beschäftigung

Sehr geehrte Frau Burkhardt,

in letzter Zeit habe ich mich mit der Idee der kollektiven Arbeitszeitverkürzung beschäftigt. In den Augen ihrer Vertreter ist sie sowohl ein probates Mittel um die stetige Arbeitslosigkeit zu mildern, den CO2-Ausstoß zu reduzieren, als auch der Zunahme an psychischen Krankheiten in den Industrieländern entgegenzuwirken. Zu guter Letzt würde dadurch auch die zumeist noch von Frauen geleistete Reproduktionsarbeit gerechter verteilt werden. Aus linksliberaler Perspektive könnte eine 30-Stunden-Woche die Produktivität der Beschäftigten sogar noch erhöhen, da die Konzentrationsspanne laut Untersuchungen bereits nach wenigen Stunden Arbeitszeit abnehme. Marxistische Ökonomen (wie Heinz-Josef Bontrup etwa) wollen hingegen eine gezielte Drosselung der Produktion, jedoch bei vollem Lohnausgleich. Angesichts unserer "Überflussgesellschaft" kann ich einer Produktivitätssenkung nur zustimmen, gerade angesichts unserer Klimakrise. Nun ist klar, dass im Zuge der globalen Standortkonkurrenz eine 30- oder sogar 20-Stunden-Woche nur als langfristiges Ziel ausgegeben werden und nur auf europäischer Ebene funktionieren kann. Diese visionäre Idee kann also nicht von heute auf morgen umgesetzt werden. Aber wäre es nicht wichtig, ein solches Zukunftskonzepts aktiv zu verbreiten und zur gesellschaftlichen Debatte zu stellen?

Wie stehen Sie zur Idee der schrittweisen Einführung einer 30- oder 20-Stunden-Woche beim vollen Lohnausgleich?

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Sehr geehrter Herr Löffler,

ich halte die allgemeine Reduzierung der Arbeitszeit auf eine 30-Stunden-Woche sowohl für ökonomisch als auch gesellschaftlich sinnvoll. Auf der einen Seite erleben wir eine stetige Zunahme der Produktivität und auf der anderen Seite berichten viele Erwerbstätige, wie neben einem stressigen Berufsalltag kaum Zeit für die eigene Familie, die eigenen Interessen oder gesellschaftliches Engagement bleibt. Eine Reaktion auf diese Verhältnisse wäre die Einführung der 30-Stunden-Woche für alle. Natürlich gehört zu einem solchen Vorschlag die Zusicherung, dass eine Arbeitszeitverkürzung mit einem vollen Personal- und Lohnausgleich einher geht.

Auf diese Weise können der technische Fortschritt und die steigende Produktivität zu höherer Lebensqualität für alle Menschen führen, anstatt nur den Profit von einigen wenigen zu vergrößern. Der Blick auf die historische Entwicklung der Arbeitszeit macht deutlich, dass eine Verkürzung der Arbeitszeit keine Traumvorstellung ist, sondern sich in einen historischen Trend einfügt. Auch die Einführung des 8-Stunden-Tags war damals mit langen Arbeitskämpfen verbunden, deshalb sollten wir eine Arbeitszeitverkürzung nicht als Zukunftswunsch abtun, sondern heute daran arbeiten, ein solches Projekt Realität werden zu lassen.

Mit freundlichen Grüßen
Delara Burkhardt

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