Frage an Daniela Ludwig von Horst C. bezüglich Gesundheit
Sehr geehrte Frau Ludwig,
da Sie nun ja schon einige Zeit als Drogenbeauftragte der Bundesregierung tätig sind, konnten Sie sich sicherlich zwischenzeitlich eingehend mit den unterschiedlichen Modellen und Umgangsformen bezüglich Hanf / Cannabis anderer Länder, innerhalb und außerhalb der EU befassen, sowie den World Drug Report 2020 der UN studieren. Deshalb meine Frage(n):
1. In Anbetracht der unterschiedlichen existierenden Modelle bezüglich Cannabis, von Duldung (Niederlande), Entkriminalisierung (Portugal) bis hin zu staatlich regulierter Freigabe ("Legalisierung") für erwachsene Konsument*Innen, zu finden in Kanada, zahlreichen Bundesstaaten der USA, künftig Luxemburg und vrsl. Neuseeland: Welches dieser Modelle favorisieren Sie und würden Sie den Entscheidungsträgern der Bundesrepublik empfehlen?
2. Sollten Sie keines der genannten Modelle favorisieren, wie sähe ein Ihrer Meinung nach geeignetes Modell für Deutschland aus?
3. Sollten Sie den Status Quo (Verbot) als am geeignetsten betrachten, auf welchen Annahmen und Erfahrungen basierte diese Sichtweise, angesichts der von einer weltweiten Mehrzahl an Experten aus Forschung und Wissenschaft geteilten (und statistisch belegten) Erkenntnis, dass ein Verbot von Substanzen ("Prohibition") nicht den gewünschten Effekt einer Reduktion des Konsums, sondern eher den gegenteiligen Effekt hat (Konsumentenzahlen steigen), inklusive höherer Gefahren (Streckmittel, keine Qualitätskontrolle, unschuldige Opfer im sog. "Krieg gegen Drogen"), nicht vorhandener Möglichkeiten des Jugendschutzes (keine Alterskontrollen auf dem Schwarzmarkt), einem stetig wachsenden illegalen Markt und wenig Möglichkeiten zur Prävention und Hilfe bei problematischen Konsummustern als Folge der Kriminalisierung von Konsument*Innen?
Ich freue mich über Antworten.
Freundliche Grüße,
H. Clausen
Sehr geehrter Herr Clausen,
der Ansatz verantwortlicher Politik muss es sein, Gefahren für die Gesundheit von der Bevölkerung abzuwenden und zu vermeiden. Diesen Schutzzweck darf die Politik, egal in welchem Land, nicht aufgeben. Das beantwortet auch Ihre erste Frage. Die genannten Modelle regeln den Umgang mit der Droge, nicht den Ausstieg aus der Sucht. Daher kann man nicht davon sprechen, dass eines dieser Modelle zu favorisieren sei.
Bei Ihrer zweiten Frage darf ich mir etwas wünschen. Das ist sehr nett gemeint aber in der Sache vielleicht nicht wirklich zielführend. Wichtig ist mir u.a. Prävention. Jeder, der gar nicht erst mit Drogen beginnt, hat die Chance gesünder zu leben.
Frage drei ist ja eigentlich keine Frage, sondern eine Darstellung vermeintlicher Zwangsläufigkeit, die man so nicht sehen muss. Es besteht für niemanden ein Zwang, sich auf dem Schwarzmarkt mit gestreckten Drogen einzudecken. Es gibt durchaus die Alternative, es nicht zu tun und ein drogenfreies Leben zu führen. Die Mehrheit der Bevölkerung beweist, dass das möglich ist.
Mit freundlichen Grüßen
Daniela Ludwig