Frage an Daniela Ludwig von Martin S. bezüglich Gesundheit
Sehr geehrte Frau MdB Ludwig,
in dem Interview mit WELT vom 7.5.2020 ( vgl. https://bit.ly/3dHaChv ) sprechen Sie von "harten Drogen".
ForscherInnen haben die Unterschiede zwischen "harten" und "weichen" Drogen untersucht. Obwohl die Begriffe oftmals von den Nichtfachleuten und in Kreisen der WissenschaftlerInnen verwendet werden, scheint immer noch Verwirrung bezüglich der Begriffe vorzuherrschen. Eine Fachzeitschrift von The American Journal of Drug and Alcohol Abuse (vgl. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/28650668 ) hat diese Klassifizierungen mal genauer unter die Lupe genommen.
Die Autoren dieser Zeitschrift erklären: "Präzise Terminologie und Definitionen sind wichtige Komponenten der wissenschaftlichen Sprache. Obwohl die Ausdrücke 'harte Drogen' und 'weiche Drogen' auch weitläufig von Experten benutzt werden, stufen weder die 'International Classification of Diseases' noch die 'Diagnostic and Statistical Manual' psychoaktive Substanzen in die Kategorien 'hart' und 'weich' ein."
Die Autoren hatten die Zielsetzung, die wissenschaftliche Literatur der Reihe nach nochmal zu überprüfen, um die Begriffe "harte Drogen" und "weiche Drogen" in den jüngsten Veröffentlichungen zu analysieren, um einen Konsens über die Bezeichnung von psychoaktiven Drogen ausfindig machen zu können. Die ForscherInnen recherchierten insgesamt 334 Artikel, die zwischen 2011 und 2015 publiziert wurden. Sie entschieden sich, eine Gesamtzahl von 132 Artikeln zu verwenden, die für die letzte Untersuchung als relevant angesehen wurden.
Weitere Forschungsarbeiten liefern Einsichten zu den Unschärfen, die in Bezug auf die Klassifizierungen präsent sind. Es scheint, dass Vorurteile vorliegen, wenn man die rechtliche Klassifizierung der Drogen und deren Wirkungen auf den Körper in Sachen Sucht und Giftigkeit vergleicht.
Zum Beispiel wurden im Journal Scientific Reports Forschungen ( vgl. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4311234/ ) veröffentlicht, die die Drogen und ihren Konsum anhand ihrem Mortalitätsrisiko klassifizierten. Diese Studie stimmt mit den bisherigen Forschungen überein, was die Einstufung von Cannabis als sicherste Substanz betrifft, was seinen Drogenstatus "weich" bestätigt. Jedoch steht diese Forschung in Kontrast zu den oben genannten, denn Alkohol und Nikotin wurden als tödlichste Drogen eingestuft. Heroin und Kokain wurden auch als zu den tödlichsten Drogen gehörend kategorisiert.
Dieser Studie zufolge ist es wichtig, diese Klassifizierung mit einer gewissen Vorsicht zu genießen. Man müsste umfassendere Forschungen durchführen, um festzustellen, ob die Klassifizierung von Drogen auf wissenschaftlicher Basis oder eher anhand politischer Ideologie erfolgt.
Auch Webseite der Deutschen Hautpstelle für Suchtfragen (DHS, vgl. www.dhs.de ) kennt diese Begrifflichkeiten nicht.
Könnten Sie mir aktuelle, wissenschaftliche Quellen nennen, die eine Aufteilung in "harte" und "weiche" Drogen rechtfertigen oder war das eine rein ideologische Äusserung?
Mit freundlichen Grüßen,
Martin Steldinger
Sehr geehrter Herr Steldinger,
vielen Dank für die wissenschaftlichen Ausführungen. Diese sind überaus interessant. Den Rahmen des Interviews hätten sie sicher gesprengt, daher hat sich eine umgangssprachliche Ausdrucksweise empfohlen.
Mit freundlichen Grüßen
Daniela Ludwig