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Daniel Sieveke
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Frage von Bengt Van Z. •

Frage an Daniel Sieveke von Bengt Van Z. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrter Herr Sieveke,

im Zuge der Verfassungsreform habe ich gelesen, dass die Eidesformel der Landesregierung geändert wurde. Statt auf das "deutsche Volk" schwören künftige Minister auf das Wohl "des Landes Nordrhein-Westfalen".

Wie ist die Position der CDU-Fraktion zu dieser Änderung?
Können Sie die Begründung erläutern?

Ich befürchte eine Anbiederung an den Zeitgeist und politische Korrektheit, in der man nervös werden muss, wenn man das Wort "Deutsch" erwähnt, da sich jemand in seinen Gefühlen verletzt fühlt.

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Antwort von
CDU

Sehr geehrter Herr van Zandt,

vielen Dank für Ihre Frage. Der Landtag hat 2013 eine Verfassungskommission eingerichtet, die Vorschläge unterbreiten sollte, was nach 70 Jahren Land Nordrhein-Westfalen verändert, ergänzt oder angepasst werden muss.

Neben vielen Verbesserungen beim Ablauf des Parlamentsgeschehens und der Bürgernähe war es ein großes Defizit der bisherigen Eidesformel, dass sie im Gegensatz zu fast allen anderen deutschen Ländern keinen Bezug zum Land Nordrhein-Westfalen hat. Erklärlich ist dies nur dadurch, dass die Neugründung 1946 weder im Rheinland noch in Westfalen und Lippe besonders geschätzt wurde und das Bundesland als von der britischen Besatzungsmacht verfügt wahrgenommen wurde. Dies ist heute nach 70 Jahren anders. Deshalb ist es richtig, dass der Ministerpräsident und die Landesminister in Zukunft auf das Wohl des Landes vereidigt werden. Der Wortlaut soll künftig lauten:

"Ich schwöre, dass ich meine ganze Kraft dem Wohle des Landes Nordrhein-Westfalen widmen, seinen Nutzen mehren, Schaden von ihm wenden, das mir übertragene Amt nach bestem Wissen und Können unparteiisch verwalten, Verfassung und Gesetz wahren und verteidigen, meine Pflichten gewissenhaft erfüllen und Gerechtigkeit gegen jedermann üben werde. So wahr mir Gott helfe."

Damit haben wir eine übliche Formulierung wie beispielsweise der Freistaat Bayern.

Die Verpflichtung unseres Landes ganz im Westen auf das "deutsche Volk" sollte nach Auslegung von Verfassungsrechtlern 1950 aufgrund der gerade erlebten Teilung der deutschen Nation das in der Präambel des Grundgesetzes formulierte Wiedervereinigungsgebot auch in der nordrhein-westfälischen Landesverfassung verankern. Der Verweis auf das "Wohl des deutschen Volkes" sollte unterstreichen, dass auch Nordrhein-Westfalen seinen Teil zu Wiedervereinigung Deutschlands in Freiheit beitragen würde. Dieses Ziel wurde vor 26 Jahren mit der Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990 vollendet. 70 Jahre nach Gründung unseres Landes verleihen wir mit der neuen Eidesformel unserem Selbstbewusstsein als Nordrhein-Westfalen Ausdruck. Wir sind stolz auf unser Land - und wollen, dass die Regierung für seine Interessen und zu seinem Wohle arbeitet.

Ich persönlich hätte es besser gefunden, den klaren Bezug auch zum deutschen Volk und zum Bund zusätzlich aufzuführen. Im Rahmen der Verfassungsreform kann ich die Eidesformel aber so mittragen, denn für mich ist Nordrhein-Westfalen natürlich unumstößlich ein fester Bestandteil der Bundesrepublik in unserem föderalen System und auch meines persönlichen Bewusstseins und meiner Wertschätzung unserer Nation. Und so verstehe ich die neue Eidesformel auch. Mir ist aber auch klar, dass mancher anderer sie anders verstehen möchte, was ich nur zutiefst verachten kann.

Mit freundlichen Grüßen

Daniel Sieveke