Frage an Daniel Sieveke von Guido F. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrter Herr Sieveke,
nach langer Zeit erlaube ich mir nun auf Ihre Antworten zu meiner Anfrage vom 06.08.10 einzugehen.( http://tinyurl.com/Sieveke100806 )
Zuerst möchte ich Ihnen die Befürchtung nehmen, beim Konsum von Cannabis sei das Erreichen eines starken Rauschzustandes stets beabsichtigt. In einem Gutachten für das Bundesverfassungsgericht führte Prof. Dr. Berghaus dazu aus:
"Diese Annahmen dürften durch neuere Untersuchungen relativiert sein. So sind, entsprechend den Untersuchungen von Kleiber, bei Cannabiskonsumenten die Gründe für den Konsum sehr ähnlich denen des Alkohols: u.a. Entspannung, Abschalten etc." (vgl. http://tinyurl.com/62aoyoe )
Im Hinblick auf die Verbreitung des Cannabiskonsums unter Jugendlichen wollte ich nicht suggerieren, die Illegalität stelle einen besonderen Reiz dar. Vielmehr sollte deutlich werden, dass das generelle Verbot des Umgangs mit Cannabis nicht verhindert, dass Jugendliche Cannabis konsumieren, stattdessen tun sie dies verbreiteter als in den Niederlanden, wo man das Land nicht flächendeckend mit Strafverfolgung gegen Konsumenten überzieht und Erwachsenen sogar einen freien Erwerb von Cannabis ermöglicht.
Warum halten Sie es trotzdem für nötig, hierzulande Milliarden Euro in die Verfolgung und Bestrafung erwachsener und mündiger Menschen zu investieren, die sich lediglich für ein weniger gefährliches Genussmittel als Alkohol entschieden haben und damit niemandem schaden? (vgl. http://tinyurl.com/DroRan2 , http://tinyurl.com/35rhl35 , http://tinyurl.com/3azcw6w , http://tinyurl.com/2jmp5r , http://tinyurl.com/Krumdiek )
Angesichts Ihrer Auffassung, "dass soziale Faktoren wie z.B. die familiäre Situation einen deutlich höheren Einfluss auf das Konsumverhalten bei Jugendlichen haben.", sollten Sie doch eigentlich selbst am Sinn von weit mehr als 100.000 Strafverfahren jährlich zweifeln. (vgl. http://tinyurl.com/yc64eol )
Welchen Nutzen hat diese exzessive Strafverfolgung I.E.?
Freundliche Grüße
Guido Friedewald
Sehr geehrter Herr Friedewald,
wie schon in meiner letzten Antwort gesagt, gehe ich bei Cannabis-Konsumenten weiterhin davon aus, dass diese das Erreichen eines Rauschzustandes beabsichtigen. Zudem gehe ich davon aus, dass sich ein Konsum mit dem Ziel der "Entspannung" im Vergleich zur Entspannung bei einem Glas Bier teurer darstellt, so dass auch in dieser Hinsicht vom Cannabis-Konsum abzuraten wäre.
Cannabis-Konsum als weniger "gefährliches" Genussmittel im Vergleich zu Alkohol darzustellen lehne ich ab, beides verursacht langfristige gesundheitliche Schäden, die nicht unterschätzt werden sollten.
Die Anzahl von Strafverfahren ist für mich kein Grund die Gesetzeslage zu verändern. Die sozialen Faktoren positiv zu beeinflussen, zu verändern, das ist aus meiner Sicht die politische Aufgabe.
Mit freundlichen Grüßen
Daniel Sieveke