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Daniel Köbler
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Jens B. •

Frage an Daniel Köbler von Jens B. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie

Sehr geehrter Herr Köbler,

ich möchte Sie bitten Stellung zu folgenden Fragen zu nehmen:

1. Halten Sie es für gerechtfertigt, dass Sozialkunde in der Oberstufe abgewählt werden kann, Religion / Ethik jedoch nicht?
2. Halten Sie einen 2-jährigen Sozialkunde Unterricht (9. und 10. Klasse) in der gesamten Schullaufbahn für ausreichend?
3. Werden Sie sich für eine Umgestaltung der Bildungspolitik im Bezug auf Punkt 1 einsetzen?

Ich persönlich habe Sozialkunde als Leistungskurs belegt und kann aus eigener Erfahrung sagen, dass die Zeit für politische Diskussionen gegeben, aber knapp ist. Für Schüler die Sozialkunde als Grundfach belegt haben, bleibt keine Zeit mehr um sich im Unterricht politisch auszutauschen und selbst hier wird das Fach nicht durchgängig unterrichtet, sondern im Wechsel mit Erdkunde.
Doch diejenigen die Erdkunde oder Geschichte als Leistungskurs gewählt haben, erhielten in ihrer gesamten Schullaufbahn nur einen 2-jährigen Sozialkundeunterricht und das ist aus meiner Sicht nicht ausreichend.
Dass das Fach Religion aktuell in der MSS mit Fächern wie Mathematik und Deutsch gleichgesetzt wird, halte ich für unangemessen und veraltet. Ziel der Bildungspolitik sollte es sein, Jugendliche zu mündigen Bürgern zu erziehen und nicht den Kirchen durch das Grundgesetz Sonderrechte zu bewilligen. Und ist es nicht paradox einerseits die Politikverdrossenheit bei Jugendlichen anzuprangern, aber andererseits den Religionsunterricht bildungspolitisch zu bevorzugen?

Über eine Antwort würde ich mich freuen

Mit freundlichen Grüßen
Jens Bartlog

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr B.,

Vielen Dank für Ihre Anfrage. Zudem freue ich mich sehr darüber, dass Sie sich für einen LK im Fach Sozialkunde entschieden haben. Das war auch mein Lieblingsfach und ich hatte es auch im Leistungskurs.
Auch in meiner bildungspolitischen Arbeit messe ich dem Fach Sozialkunde einen sehr hohen Stellenwert bei. Aktuell sehen wir einen wachsenden Bedarf an Demokratiebildung. Wir haben es nicht mehr nur mit Politikverdrossenheit zu tun, sondern verstärkt mit antidemokratischen Tendenzen und rassistisches Gedankengut bis in die Parlamente hinein.

Aus diesem Grund müssen insbesondere junge Menschen in ihrem kritischen Urteilsvermögen und differenzierendem Demokratieverständnis darin nachhaltig gestärkt werden, rassistische und menschenverachtende Propaganda rechtspopulistischer Parteien rechtzeitig zu entlarven, bevor diese zu einem Bestandteil der Mehrheitsgesellschaft werden. Sie müssen aber auch Demokratie in ihrem Alltag erlernen und leben können.

Wir treten für mehr Mitbestimmung von Schülerinnen und Schülern und eine Herabsetzung des Wahlalters ein. Da ist es umso wichtiger, dass Jugendliche in Sachen Demokratie möglichst früh unterrichtet werden und nach außerdem auch Erfahrungen im demokratischen Handeln sammeln können. Daher plädieren wir auch für eine Stärkung der Demokratiepädagogik, die Selbstwirksamkeit für Jugendliche über das Unterrichtsfach Sozialkunde hinaus erfahrbar macht (Projektlernen, Klassenrat, Schulparlament, Demokratietag usw.).

Wir setzen uns daher konsequent für den Ausbau des Fachs Sozialkunde an allen Schularten sowie der schulischen und außerschulischen politischen Bildung ein, das bedeutet, dass wir das Fach selbst deutlich früher in den Stundentafeln verankern wollen, als dies bislang der Fall ist.

Aus diesem Grund haben wir gmeinsam mit unseren regierungstragenden Koalitionspartnern in der letzten Plenarsitzung einen Antrag zu der oben beschriebenen Thematik eingebracht, der vom Landtag beschlossen wurde: „Demokratiebildung in der gesamten Schule stärken – Sozialkundeunterricht ausweiten“ (Drs. 17/7098) https://www.landtag.rlp.de/landtag/drucksachen/7098-17.pdf

Viele Grüße,
Daniel Köbler

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