Frage an Dagmar Wöhrl von Bernd I. bezüglich Innere Sicherheit
"Der Kampf gegen die Taliban könne nicht gewonnen werden, meint der ranghöchste britische Befehlshaber in Afghanistan. Stattdessen müsse man mit den Islamisten verhandeln. Die Kritik bei Militärs und Politikern wächst.
"Wir werden diesen Krieg nicht gewinnen", sagte der Brigadegeneral der britischen Luftwaffe in Afghanistan, Mark Carleton-Smith, der "Sunday Times" (05.10.2008). Es sei notwendig, die "Erwartungen herunterzuschrauben". Die Briten sollten sich auf ein mögliches Abkommen mit den Taliban einstellen. "
Nach Meinung des Botschafters wäre es gut, wenn "in fünf bis zehn Jahren" ein akzeptabler Diktator in Kabul regieren würde. "Dies ist der einzige realistische Weg, und man muss unsere Öffentlichkeit darauf vorbereiten, das zu akzeptieren."
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Denken Sie, dass es noch Sinn macht deutsche Soldaten nach Afghanistan zu schicken?
Sehr geehrter Herr Ichendörfer,
mich hat das jüngste Selbstmordattentat, bei dem der Stabsunteroffizier Patrick Behlke und der Stabsgefreite Roman Schmidt ums Leben kamen, tief getroffen. Erschüttert hat mich auch, dass zusammen mit den zwei deutschen Fallschirmjägern fünf afghanische Kinder starben. Das zeigt einmal mehr wie rücksichtslos die Taliban sind. Wir sollten nie aus dem Blick verlieren, dass die Anschläge vom 11. September 2001 von Afghanistan ausgegangen sind. Afghanistan war das Ausbildungszentrum für den Terrorismus. Ich halte es für klug, die Gefahr an der Quelle zu beseitigen, wo die Risiken entstehen, als wenn sie in viel größerer Dimension unser eigenes Land betrifft.
Wir haben schon viele Maßnahmen ergriffen. Sie haben dazu beitragen, dass die Menschen in Afghanistan unempfänglicher sind, für extremistische Einstellungen. Wir haben allein im Norden Afghanistans 830 Projekte umgesetzt, die Infrastruktur, Energie, Wasserversorgung, Schulen, Kindergärten und Krankenhäuser umfassen. Früher waren 1 Millionen Kinder in den Schulen; jetzt sind es fast 7 Millionen Kinder -- darunter viele Mädchen, die unter den Taliban überhaupt nicht in die Schule durften. Wir haben 80 % der Gesundheitsversorgung sichergestellt. 5 Millionen Flüchtlinge sind nach Afghanistan zurückgekehrt. In einer Umfrage haben die Menschen bestätigt, dass sie sich durch unseren Einsatz wieder sicherer fühlen.
Diese Erfolge müssen wir weiterführen. Es macht doch keinen Sinn, einen Samen zu pflanzen, damit ein Baum heranwächst, aber dann nicht mehr zu gießen. Deswegen finde ich es notwendig, sich weiterhin in Afghanistan zu engagieren -- jedenfalls so lange bis eine selbsttragende Stabilität erzeugt wurde.
Mit freundlichem Gruß
Dagmar Wöhrl