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Cornelia Kerth
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Frage von wolfgang h. •

Frage an Cornelia Kerth von wolfgang h. bezüglich Verkehr

Sehr geehrte Frau Kerth,

die DB AG plant einen Ausbau der Güterstrecke zwischen Hamburg und Skandinavien, der eine Verdreifachung des Güterverkehrs ermöglichen soll. Knapp 20% des Güterverkehrs (Quelle: Statistisches Bundesamt, Fachserie 8, Reihe 1.4 für die Jahre 2015 und 2016, Seite 10) wird voraussichtlich auf den Transport von Gefahrgut und radioaktiven Stoffen entfallen. Die Strecke führt durch dichtbesiedelte Wohngebiete im Hamburger Osten. Feigenblatt des Projektes ist die S4. Die Fahrgastkapazität der geplanten S4 überschreitet die Fahrgastkapazität der bestehenden Regionalbahn RB81 gemäß Berechnung der Anhörungsbehörde der FHH um lediglich rd. 4% (Quelle: Stellungnahme der Anhörungsbehörde zum PFA 1 Seite 218). Zur Ausweitung der Mitfinanzierung der S4 durch den Bund wird das Projekt von der Hamburger Regierung unterstützt. Der Ausbau der Strecke belastet die Umwelt, die Natur und die Anwohner durch Zerstörungen, Lärm und Enteignungen in erheblicher Weise.
Was haben Sie bereits unternommen bzw. was werden Sie unternehmen, um der Natur und den Anwohnern die unzumutbaren Belastungen aus dem Ausbau der Güterstrecke zu ersparen?
Würden Sie die Bemühungen
• um eine Verlagerung des Güterverkehrs auf eine Umgehungsstrecke
• eine Neubaubeschränkung auf die S4
• den Neubau eines Radschnellweges auf der durch die Verlagerung des Güterverkehrs freiwerdenden Fläche
unterstützen?
Für Rückfragen stehe ich gern zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen
Wolfgang Heins

Portrait von Cornelia Kerth
Antwort von
DIE LINKE

Sehr geehrter Herr H.,
Vielen Dank für Ihre Anfrage.
Ihre Aussagen zur Fahrgastkapazität der RB 81 und S4 konnte ich nicht nachvollziehen. Vielleicht könnten Sie mir das fragliche Dokument einmal verlinken.
Nach unseren Berechnungen hat derzeit ein Zug der RB81 eine Kapazität von 935 Plätzen (kleine Abweichungen je nach Bauart der Wagen), das sind pro Stunde 1870 Plätze. Ein S-Bahn-Langzug hat 570 Plätze, bei dem geplanten Fahrplan (10 Minuten-Takt) macht das eine stündliche Kapazität von 3420 Plätzen. Andere Zahlen sind mir nicht geläufig und erscheinen auch nicht plausibel.
Die derzeitige Produktions-, Konsum- und Lebensweise und insbesondere die Zentralisierung von Produktionsstandorten begünstigt Gütertransporte auf langen Strecken. DIE LINKE will ein Wirtschaftssystem, das mehr auf regionale Produktion setzt und damit viele Langstreckentransporte überflüssig macht.
Da gefährliche Güter in den Ballungsräumen produziert, weiterverarbeitet und konsumiert werden, sollen die Transporte weitgehend vermieden werden, für nicht vermeidbare Transporte ist die Bahn die sicherste Möglichkeit.
Die notwendigen Transporte müssen so umweltschonend wie möglich abgewickelt werden. Hier brauchen wir eine Verlagerung vom LKW auf die Bahn. Dafür muss die Bahn entsprechende Kapazitäten erhalten.

Die jetzigen Planungen waren von vornherein auf einen viergleisigen Ausbau der heutigen Bahnstrecke fokussiert. Mögliche Alternativen, die den Gesamtraum Hamburg-Lübeck in den Blick nehmen, wurden nicht untersucht. Die Alternativstrecke entlang der A1 wurde ohne eingehende Prüfung verworfen.Die A1-Trasse birgt ohne Frage auch  erhebliche Konflikte mit Naturgebieten und auch mit Wohnbebauung. Doch ein fairer Vergleich und eine Abwägung zu der geplanten Trasse hat nicht stattgefunden.

DIE LINKE hat übrigens frühzeitig einen Ausbau allein für die S4 gefordert und die Verknüpfung mit der europäischen (Güter-)Fernverkehrstrasse abgelehnt. Zur Entlastung der Anwohner_innen befürworten wir eine nächtliche Beschränkung der Höchstgeschwindigkeit für den Güterverkehr.

Bei Ihrer letzten Frage ist mir nicht klar, welche Flächen genau Sie meinen. Die durch eine Verlagerung des Güterverkehrs auf die Bahn freiwerdenden Flächen auf den Hauptstraßen wollen wir für sichere Radwege nutzen.

Mit freundlichen Grüßen

Cornelia Kerth