Sehr geehrte Frau Rüffer, wie stehen Sie dazu, dass zukünftig beim Thema Inklusion insbesondere auch Menschen mit "nicht sichtbaren" Behinderungen wie etwa Autismus berücksichtigt werden?
Dies betrifft für Menschen im Autismus-Spektrum auch grundsätzliche Themen wie die Gesundheitsversorgung oder die psychosoziale Unterstützung. Momentan ist es beispielsweise für erwachsene Betroffene in Berlin fast unmöglich, auch nur eine Diagnose zu erhalten. In Großbritannien gibt es hingegen seit 2009 mit dem "Autism Act" sogar ein eigenes Gesetz. Auf dieser Grundlage wird dort zur Zeit bereits die dritte Autismus-Strategie umgesetzt. Deshalb ist das Vereinigte Königreich nach Meinung von Experten beim Thema "Inklusion für neurodiverse Menschen" Deutschland fast 20 Jahre vorraus.
Haben Sie vielen Dank für Ihre Frage. Sie sprechen ein wichtiges Thema an, denn oftmals werden die Themen "Behinderung" und "Inklusion" ausschließlich mit sichtbaren Behinderungen oder manchmal sogar allein mit Rollstuhlfahrer*innen gleichgesetzt. Dies geht mitunter mit einer mangelnden Sensibilität für nicht-sichtbare Behinderungen einher, was sogar dazu führen kann, dass sich Menschen mit nicht-sichtbaren Behinderungen für die Anerkennung ihrer Bedarfe rechtfertigen müssen.
Der Ihrerseits angeführte "Autism Act", der 2009 in Großbritannien verabschiedet wurde, kann als ein vorbildhaftes Beispiel benannt werden, um Maßnahmen aufzuzeigen, mittels derer sich Autismus und entsprechende Bedarfe in der weiteren Versorgung frühzeitig erkennen lassen. Diesbezüglich sieht es hierzulande leider nicht besonders gut aus. Es gibt nur vereinzelt Kampagnen, wie beispielsweise die "stille Stunde". Auch hier wäre eine landesweite Strategie für eine bessere Diagnostik und Sensibilisierung zum Thema Autismus mit Sicherheit wünschenswert. In diesem Sinne nehme ich Ihre Frage gerne als Anregung für meine politische Arbeit mit.
Herzliche Grüße
Corinna Rüffer
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