Frage an Corinna Reinecke von Antje T. bezüglich Arbeit und Beschäftigung
Sehr geehrte Frau Reinecke,
Anfang dieses Jahres beendete ich mein Studium der Sprachheilpädagogik sehr erfolgreich. Seit diesem Zeitpunkt bin ich als akademische Sprachtherapeutin in einer niedergelassenen Praxis für Sprach-, Sprech-, Stimm- und Schlucktherapie angestellt.
Da ich meinen Patienten, die großes Vertrauen in meine Arbeit legen, eine qualitativ hochwertige Sprachtherapie, die sich stets auf dem aktuellsten wissenschaftlich Stand befindet, schuldig bin, bilde ich mich auch nach meinem Diplom- Universitätsabschluss weiter. So besuchte ich auch schon im Februar diesen Jahres eine zertifizierte Weiterbildung.
Im Kaffeepausen- Gespräch auf dieser Weiterbildung mit Kollegen aus den westlichen Bundesländern Deutschlands, den sogenannten "alten Bundesländern" werden die Unterschiede in der Vergütung der akademischen Sprachtherapie deutlich. Nach 20 Jahren Deutsche Einheit, sind die Vergütungen noch immer nicht angeglichen. Und das, obwohl ich als junge Frau, mich eines geteiltes Deutschlands nicht mehr bewusst erinnern kann.
Daher frage ich Sie:
Was tun Sie als Politiker, dass die Vergütung für Sprachtherapie in Sachsen-Anhalt nach 20 Jahren Deutsche Einheit endlich dem Durchschnittswert der Westbundesländer angeglichen wird?
Im Voraus bedanke ich mich herzlichst für Ihre Antwort.
Mit freundlichen Grüßen,
A. Thüne
Liebe Frau Thüne,
zunächst einmal vielen Dank für Ihre Anfrage. Bedauerlicher Weise ist es tatsächlich noch nicht gelungen, nach 20 Jahren Deutscher Einheit eine Lohngleichheit in Deutschland herzustellen.
In meinen Augen kann es nicht sein, dass es eine Lohnunterscheidung nach geografischer Lage des Arbeitsplatzes gibt. Mir erschließt sich nicht, warum die Arbeit im Osten des Landes weniger produktiv sein soll, als im Osten. Die Wirtschaftskraft in den ostdeutschen Ländern liegt noch hinter denen der westdeutschen, doch gerade vor diesem Hintergrund muss es die Aufgabe einer sozialen Marktwirtschaft sein, diese Ungleichheiten durch die Solidarität untereinander auszugleichen. Durch verstärkte Investitionen im Osten konnte dies in der Vergangenheit bereits geschafft werden, wenngleich das Ziel, der Lohngleichheit, noch nicht erreicht ist.
Leider kenne ich mich im Bereich der Sprachheilpädagogik nicht intensiv genug aus, um konkrete Aussagen über diesen Bereich tätigen zu können, deswegen kann ich im Moment nur drei Ansatzpunkte anbringen die zur Überwindung der größten Lohnungleichheiten in den meisten Branchen Deutschlands führen. Hierbei stehe ich gemeinsam mit meiner Partei dafür, dass wir durch eine flächendeckende Einführung von Mindestlöhnen unwürdige Löhne unterbinden können.
Gleichzeitig stehen wir vorbehaltlos zu den Tarifverträgen, da diese zu höheren Löhnen in den einzelnen Branchen führen. In diesem Zusammenhang teilte das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) mit, dass die tarifliche Vergütung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Ostdeutschland bei 96% des Westniveaus liegt.
Innerhalb von Unternehmen sind Betriebsräte unverzichtbar, die sich für die Rechte der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern einsetzen, hierbei steht aber die Bereitschaft der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Vordergrund, sich dafür einzusetzen.
Gerne können wir über Ihre spezifische Situation auch persönlich in Kontakt treten.
Mit freundlichen Grüßen
Corinna Reinecke