Frage an Claus Wichmann von Susann W. bezüglich Arbeit und Beschäftigung
Sehr geehrter Herr Wichmann,
ich bin Auszubidende im 1.Lehrjahr und bin im öffentlichen Dienst. Ich muss wöchentlich 41 Stunden arbeiten. Ich verstehe nicht, warum die Beschäftigten gerade streiken. Ich beschwere mich auch nicht über diese Arbeitszeiten und bekomme nicht mal mein volles Gehalt. Dann kann man doch von den Erwachsenen verlangen, dass Sie 2,5 Stunden mehr in der Woche arbeiten.
Was sagen Sie dazu?
Mit freundlichen Grüßen
Susann und Anna
Liebe Susann und Anna,´
der Konflikt geht nicht um 18 Minuten täglich. Es geht darum, dass mit der Erhöhung der Wochenarbeitszeit ein Einsparpotenztial an Stellen von rund 6% sich auftut. Viele der Stellen im öffentlichen Dienst sind befristet und können wegfallen. Es geht um Lehrstellen, die dann nicht mehr vorhanden sein werden, für ihre potentiellen Nachfolger. Und es geht um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, die bei einer Verlängerung der Wochenarbeitszeit gerade für alleinerziehende Mütter sich nicht bessert.
Es geht aber im Tarifkonflikt noch um etwas anderes: Bleiben die Diensleistungen im öffentlichen Dienst in öffentlicher Hand, oder werden sie Stück um Stück privatisiert? Stichwort Stadtwerke, Müllabfuhr, Stadtgärtnerei. Die Erfahrung zeigt, dass Kommunen, die privatisiert haben für schlechtere Leistung, die Bürger mehr bezahlen und Arbeitsplätze abgebaut wurden.
Also, es geht um mehr, nur müssten das die Gewerkschaften auch mal kommunizieren.
Mit freundlichen Grüßen
Claus Wichmann