Frage an Claudia Frick von Hartmut L. bezüglich Arbeit und Beschäftigung
Sehr geehrte Frau Frick,
ich bin Betriebsrat in einer gößeren Einrichtung des Sozial- und Gesundheitswesens in Ihrem Wahlkreis.
Was uns schon lange beschäftigt, sind die Auswirkungen des demografischen Wandels in vielerlei Hinsicht.
Der Pflegeberuf ist sowohl finanziell, als auch von den Arbeitszeiten und der -belastung wenig attraktiv. D. h. es fehlt uns an allen Ecken und Enden an Nachwuchs. Die vorhandenen Pflegekräfte werden im Durchscnitt immer älter und sind, sobald die 6 als erste Ziffer des Lebensalters in Reichweite kommt, kaum noch in der Lage Vollzeit zu arbeiten, können es sich aber auch nicht leisten, zu reduzieren. Das Resltat: Ein hoher Stand an Langzeiterkrankungen, verbunden mit hohen volkswirtschaftlichen Kosten und schlimmer noch: Die Betroffenen gehen krank in die Rente und sehen sich häufig mit erheblichen finanziellen Einbußen konfrontiert. - Zum Dank für ihren jahrzehntelangen Einsatz für die Allgemeinheit.
Wie soll dieses Problem gelöst werden?
Sehr geehrter Herr Lobien,
vielen Dank für Ihre Frage.
Sie haben Recht, die Löhne sind zu niedrig, die Arbeitszeiten unregelmäßig und Mehrarbeit, z.B. wegen Sparmaßnahmen oder ausbleibendem Nachwuchs, an der Tagesordnung. Es stimmt ebenfalls, dass aufgrund der vielfältigen Belastungen eine Vollzeitarbeit bis zur Rente mit aktuell 67 Jahren kaum möglich ist.
Sie beschreiben damit ein schwieriges Thema, dass aber nicht nur auf das Sozial- und Gesundheitswesen beschränkt ist sondern auch sehr viele andere Branchen betrifft.
Es ist grundsätzlich eine Fehlentwicklung im Hinblick auf solche - eher "unattraktiven" - Berufe in Deutschland zu beobachten, egal ob sie körperlich anstrengt, psychisch belastend oder mit Arbeitszeiten fern der dafür üblichen Tageszeiten verbunden sind. Die Folgen dieser Fehlentwicklung abzufedern und die Entwicklung selbst aufzuhalten ist weder einfach noch bequem, dafür aber notwendig.
Um einer weiteren Verschlechterung der Situation durch Lohndumping vorzubeugen fordern wir Piraten einen flächendeckenden Mindestlohn als Sofortmaßnahme. Zudem sollten meiner Ansicht nach unattraktive Arbeitszeiten wieder stärker durch einen Lohnzuschlag honoriert werden. Beim Thema Rente sehe ich genau die selben Probleme wie Sie und setze mich für die Zurücksetzung des Renteneintrittsalters auf 65 ein. Ich persönlich halte zudem andere und flexiblere Rentensysteme für umsetzbar die z.B. einen Renteneintritt ohne Abzüge nach einer bestimmten Anzahl von Beitragsjahren ermöglichen. Die Verpflichtung aller steuerpflichtigen Einkommen und Kapitalerträge zur Zahlung von Rentenbeiträgen und die Aufhebung der Beitragsbemessungsgrenze wären beispielsweise Schritte um ein solches System zu ermöglichen.
Die Piratenpartei setzt sich zusätzlich für die Einführung eines Bedingungslosen Grundeinkommens (BGE) per bundesweitem Volksentscheid ein. Ziel ist es, durch ein Grundeinkommen zum einen die Menschen außreichend abzusichern und zum anderen das Lohnniveau insgesamt zu erhöhen. Die Absicherung würde z.B. eine Reduzierung der Arbeitszeit im Alter oder aus anderen Gründen für jeden ermöglichen und das erhöhte Lohnniveau würde unter anderem die Einzahlungen in die sozialen Sicherungssysteme, wie eben die Rentenkasse, steigern.
Mit den genannten Maßnahmen steigt die "Attraktivität" der beschriebenen Berufe und die Nachwuchssorgen augrund der genannten "Unattraktivität" entfallen.
Freunliche Grüße,
Claudia Frick