Was halten Sie von dem Lehrermangel in Lichtenberg und was sind Ihre Strategien zur Verbesserung?
Ich bin selber an einer Schule in Lichtenberg und der Lehrermangel macht mir und meinen Mitschülern zu schaffen.
Zur Wahrheit gehört: wir sind noch nicht am Ende der ganzen Misere angekommen. Es wird auch in den kommenden Jahren keine Erleichterung geben. Leher:innen bleiben Mangelware. In diedem Jahr waren es nur knapp über 50 Prozent ausgebildete Lehrer:innen, die eingestellt werden konnten. Alle anderen sind Quereinsteigende o.ä.
Berlin hat die Studiumskapazitäten fürs Lehramt deutlich erhöht. Dennoch reicht das nicht aus. Die Arbeitsbedingungen für das pädagogische Personal müssen verbessert werden. Dazu gehört für mich, der Ausbau multiprofessionelle Teams an Schulen. Auch müssen wir an der Verteilung der Lehrer:inenn arbeiten. Die Quoten der Quereinsteigenden sind je weiter wir an die Stadtgrenze kommen oder aber auch im Brennpunkten deutlich höher als im Innenstadtbereich. Es gibt da noch viel zu tun! Ein Grund für meine Kandidatur zum Abgeordnetenhaus.
Sehr geehrte Frau Eliana S.,
heute schaffe ich es nochmal ausführlicher.
Um gute Bildung für alle zu ermöglichen ist es aus meiner Sicht extrem wichtig, dass es ausreichend gut ausgebildetes Personal an unseren Schulen gibt. Die derzeitigen Lehrer*innen unterliegen einer hohen Belastung, Unterricht fällt aus und auch die Unterrichtsqualität insgesamt leidet, dass wissen sie als Lehrerin
Ein wichtiger Grund für den Lehrer*innen-Mangel ist das Versäumnis der Ausbildung in den letzten Jahr(zehnt)en. Berlin bildet inzwischen mehr aus, auch andere Bundesländer profitieren davon und sollten selbst mehr ausbilden.
Wir müssen alles dafür tun, dass uns keine Menschen auf ihrem Weg in den Beruf „abhandenkommen“. Es sollten Verbesserungen für Referendar*innen erreicht werden, z.B. durch höhere Bezahlung, Verkürzungsmöglichkeit des Referendariats bei entsprechender Leistung, Veränderung der Einstellungszeiträume oder die Möglichkeit eines Referendariats in Teilzeit. Um bei den Einstellungen voran zu kommen, sollten die Bedingungen dabei verbessert werden: Direkte Bewerbung für eine Schule, Einstellungen müssen permanent und nicht nur zum Schulhalbjahr möglich sein etc.
Es sollte bei den Grundschullehrer*innen durch bessere Bezahlung ein höherer Anreiz für den Beruf gesetzt werden. Gestiegene Wertschätzung ist schön, muss sich aber auch in höherer Bezahlung ausdrücken.
Eine wichtige Maßnahme ist aus meiner Sicht auch die Angleichung der Bedingungen für Angestellte an die der Beamt*innen, etwa durch Zulagen.
Auch die bessere Ausstattung der Schulen mit nicht-pädagogischem Personal würde die Lehrer*innen deutlich entlasten.
Die Arbeitsbedingungen für Lehrkräfte in Berlin müssen verbessert werden. Es müssen eigene Arbeitsplätze zur Verfügung stehen, das Gesundheitsmanagement muss ausgebaut werden und es müssen die tatsächlichen Arbeitsaufgaben außerhalb der Schulstunde (Korrekturaufwand) in den unterschiedlichen Fächern besser berücksichtigt werden. Auch dadurch ergäbe sich eine Aufstockung des Personals an den Schulen und dafür brauchen wir mehr Lehrer*innen.
Auch die erfolgreich angelaufene Schulbau-Offensive spielt dabei eine Rolle: Schulen müssen mit ihren Räumen und ihrer Ausstattung ein attraktiver Arbeitsplatz sein. Die Reinigungssituation kann aus meiner Sicht nur verbessert werden, wenn wir die Schulreinigung rekommunalisieren.
Ich glaube, dass die Reduktion der Wochenarbeitszeit für die Lehrkräfte wieder ein Ziel sein muss!
Persönlich hoffe ich, dass die weit verbreitete Einschätzung der Lage und der hohen Bedeutung der Bildung dazu führen muss, dass die Gesellschaft sich für die Bewältigung der Aufgabe zu einer Kraftanstrengung entschließt. Ich halte es für sinnvoll, wünschenswert und denkbar, dass es zur Regel wird, dass jeweils zwei Lehrkräfte in den Unterrichtsstunden eingesetzt werden. Das würde gerade Schüler*innen mit individuellen Hilfebedarfen nützen.
Herzliche Grüße
Claudia Engelmann