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Frage von Wilfried M. •

Frage an Christoph Zeitler von Wilfried M. bezüglich Bildung und Erziehung

Sehr geehrter Herr Professor Zeitler,

Sie sind Politikwissenschaftler und werden Ihre beruflichen Erfahrungen gegebenenfalls mit ganzer Kraft in Ihre Arbeit als MdB einbringen wollen.

Hierzu meine Fragen:

Was ist das für eine Wissenschaft? Welcher nachlesbare Wissenschaftsethos liegt ihrem Wissenschaftsgebäude zugrunde?

Wie wird hier (exaktes, nachprüfbares) Wissen geschaffen und kommuniziert und z.B. von einfachen, vielleicht medial aufgeblasenen Privatüberzeugungen unterschieden?

Worin äußert sich - z.B. aktuell im Kampf der Politiker, seien es "Elefanten" oder nicht - , daß das wie auch immer geschaffene Wissen in der Realität zu vernünftigem Handeln zum Wohle des Volkes bzw. der Völker dieser Welt und nicht allein nutznießender Minderheiten führt?

Wie erklären Sie sich und mir, daß das BUNDESjustizministerium eine Vertreterin Ihres Faches (also eine Politologin) am BAYERISCHEN Staatsinstitut "IFB" Bamberg (das am üblichen offenen wissenschaftlichen Ideenwettstreit m.W. noch nicht teilnimmt, sondern "Studien" mit z.T. visionären Namen wie "Global Life Project" sowie diverse Broschüren produziert) damit beauftragt, die Auswirkungen der BUNDESgesetzgebung (vor zwei Wochen: Gewaltschutzgesetz) zu evaluieren und bei dieser Gelegenheit eine weitere Initiative ("Antistalking- Gesetz") gewissermaßen polito-"logisch" gutheißen zu lassen ? (Das Ganze soll wohl nur im "Bundesanzeiger" veröffentlicht werden, der gerade überhaupt keine Plattform für den wissenschafttlichen Exkurs ist.)

Können Sie verstehen, daß unsereiner (auch hier) an eine gewisse Tendenz zu NEUEM , auch die föderalen Verantwortungsgrenzen nicht weiter beachtenden Totalitarismus (heute heißt das wohl euphemistisch "Mainstream"- Bewegungen) denkt, wenn die Vertreter der möglichst exakten Wissenschaften bei der für alle wichtigen Meinungsbildung anscheinend zunehmend durch solche verdrängt werden, welche nach allgemeiner Erfahrung doch der "Wissenschaft" von der (bezüglich Wählerstimmen) erfolgreichen Propaganda näher stehen dürften?

Mit freundlichen Grüßen
W. Meißner
aus Bayreuth

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Antwort von
FDP

Sehr geehrter Herr Meißner,

vielen Dank für Ihre Frage.

Informationen zur akademischen Diszplin "Politikwissenschaft" finden Sie in einem kurzen Überblick bei www.wikipedia.de: Suchbegriff "Politikwissenschaft". Hier sind auch einige hilfreiche Literaturhinweise angegeben.

Beim wissenschaftstheoretischen Ansatz gibt es hauptsächlich drei unterschiedliche Ansätze: Den normativ-ontologischen, den kritisch-dialektischen sowie den empirisch-analytischen Ansatz. Ziel ist die Beschreibung, Erklärung und Prognose der Wirklichkeit. Es wird klar zwischen dem "Sein" und dem wünschenswerten "Sollen" getrennt. Der empirisch-analytische Ansatz versteht Politikwissenschaften als Erfahrungswissenschaften mit dem Streben nach Nachprüfbarkeit und Objektivität. Aussagen müssen immer an der wirklichkeit gemessen werden. Es gilt Gesetzmäßigkeiten aus der Beobachtung gesellschaftlicher Wirklichkeit herauszuarbeiten.

Ich selbst vertete den empirisch-analytischen Ansatz. Dieser Ansatz steht in der Tradition eines kritischen Rationalismus von Sir Karl Popper.

Zu dem von Ihnen angeführten Beispiel kann ich leider nichts sagen, da es mir nicht bekannt ist. Bei seriösen wissenschaftlichen Untersuchungen sollte allerdings der zugrundeliegende wissenschaftliche Ansatz angegeben sein und sich zudem auf empirisch nachprüfbare Aussagen stützen.

Mit freundlichen Grüßen

Prof. Dr. Christoph Zeitler