Frage an Christoph Zeitler von Ruth P. bezüglich Finanzen
Sehr geehrter Herr Professor Zeitler,
werden Sie - gesetzt den Fall, Sie werden in das Europaparlament gewählt - unser bestehendes Geldsystem thematisieren? Werden Sie die derzeit über das Zinseszinssystem bestehende Möglichkeit von exponentiellem Wachstum von privatem Vermögen bei gleichzeitiger Verschuldung eines Teils der Bevölkerung in Frage stellen - mit dem Ziel, dieses System abzuschaffen? (Mir haben zum Verstehen der Zusammenhänge die Vorträge auf youtube und die Bücher des Ökonomen Bernd Senf geholfen.)
Mit Dank für Ihr Engagement, freundlichem Gruß und meinen besten Wünschen
R. P.
Sehr geehrte Frau Priese,
danke fuer Ihre Anfrage. Da ich zur Zeit in New York bin, kann ich Ihnen nur kurz antworten. Entschuldigen Sie auch die fehlenden Umlaute, die der US-Tastatur geschuldet sind.
Das Geldsystem hat einen zentralen Stellenwert, muss aber gemeinsam mit dem Finanzsystem betrachtet werden.
- Beibehalten des Verschuldungsverbotes der EU.
- Beibehalten des Bargeldes.
- Bankenabwicklung statt Bankenrettung; kein Steuergeld fuer Krisenbanken. Haftung und Eigenverantwortung der Banken. Dieses Prinzip gilt natuerlich auch fuer ueberschuldete Staaten.
- Maastricht 2.0: Nach Defizitverfahren automatische Sanktionen gegen Mitgliedsstaaten, etwa finanzieller Art oder auch das Aussetzen des Stimmrechts.
- EZB-Beschluesse, etwa bei Ankauf von Staatsanleihen, nur durch qualifizierte Mehrheiten, z.B. 2/3 oder sogar 3/4 Quoren.
Zu Ihren konkreten Fragen zum Geldsystem bietet die FDP in Ihrem Europawahlprogramm leider keine Antworten an.
Eine Vision sind die Vorstellungen des ersten deutschsprachigen Nobelpreistraegers fuer Wirtschaftswissenschaften, Friedrich A. von Hayek, der in seiner Schrift "Entnationalisierung des Geldes" einen Wettbewerb PRIVATEN Geldes fordert. Eine Idee, die aktuell wieder von klassisch-liberalen Wirtschaftswissenschaftlern aufgegriffen und diskutieren wird. Ein meines Erachtens sehr interessanter Ansatz, der versucht, die Staaten ihres Geldmonopols zu "berauben".
Mit freundlichen Gruessen
Prof. Dr. Christoph Zeitler