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Frage von Peter H. •

Frage an Christoph Waitz von Peter H. bezüglich Kultur

Die in Ihrem Wahlkreis gelegene GEDÄCHTNISSTÄTTE zu Ehren der 12 Millionen zivilen deutschen Kriegstoten des Zweiten Weltkrieges wird politisch behindert.

Wie positionieren Sie sich zu den wiederholten Angriffen, versuchten Mord, Brandanschlag, Scheibeneinwürfen, Zerstörung von Sacheigentum auf die private Initiative, den zivilen deutschen Kriegstoten ein würdiges Gedenken zu ermöglichen?

Gibt es für Sie Tote 1. und 2. Klasse?

Wie verhalten Sie sich gegenüber den Boykottmaßnahmen der Stadt Borna, die einheimische Handwerksbetriebe und Dienstleister unter politischen Druck setzt, nicht für die GEDÄCHTNISSTÄTTE zu arbeiten und die mit der Stigmatisierung, Verleumdung und Dialogverweigerung mit Beihilfe einseitig hetzender Monopol-Tageszeitung und Politikern mit hochpositionierter SED-Vergangenheit (heute u.a. im CDU-Landesvorstand, als Polizeipräsidenten und als Landräte der SED) in ihrer menschenverachtenden Weise bedenklich an die Zeit vor 75 Jahren erinnern?

Halten Sie es für gerechtfertigt und demokratisch, wenn Demonstrationen in Borna stattfinden, die den Steuerzahler annähernd 100.000 € kosten, wenn dort unter dem Motto "für Toleranz" zu Gewalt aufgestachelt wird und nicht allen interessierten Bürgern Zutritt zu diesen Demonstrationen verschafft wird?

Sollten Sie mit dem "Argument" aufwarten wollen, die GEDÄCHTNISSTÄTTE sei "rechts" so sei Ihnen vorauseilend geantwortet, daß sie RECHTSCHAFFEN ist und niemanden linkt, daß sie offen ist für jedermann und niemanden ausgrenzt. Die GEDÄCHTNISSTÄTTE fühlt sich auch für die Opfer kommunistischer und sozialdemokratischer Gesinnung oder jüdischer Herkunft verantwortlich, soweit sie Deutsche waren und durch den Bombenkrieg, in Gefangenschaft der Kriegsgegner Deutschlands oder während Vergewaltigung, Verschleppung, bei Flucht oder Vertreibung den Tod fanden.

Ihrer geschätzten Antwort sehe ich mit Interesse entgegen.
Mit freundlichen Grüßen
Peter Hild

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Antwort von
FDP

Sehr geehrter Herr Hild,

ihre Frage vom 21.5. ist mir leider erst am 12. Juni weitergeleitet worden. Die Gedächtnisstätte in Borna hat es mittlerweile zu einer sehr zweifelhaften Berühmtheit gebracht. In ihrem Schreiben lassen sie leider unerwähnt, dass sie als wissenschaftlicher Berater für den Verein Gedenkstätten e.V. tätig sind.

Nach meinen Recherchen ist es mehr als plausibel, dass es sich zumindest bei den führenden Vereinsmitgliedern um Persönlichkeiten handelt, die der extremen Rechten zuzuordnen sind. Mit der Ausstellung " für die Opfer des zweiten Weltkrieges " wird ein Thema politisch instrumentalisiert und einseitig dargestellt. Leider blendet die Ausstellung völlig aus, dass es die Nationalsozialisten in Deutschland waren, die Angriffskriege vorbereitet und durchgeführt haben. Leider blendet die Ausstellung aus, dass die ideologische Basis für diese Kriege ein Konzept der Überlegenheit der deutschen Rasse war. Die Folge war die millionenfache Vertreibung und Vernichtung von Menschen aus rassistischen, religiösen oder politischen Gründen. Die Tatsache, dass auch in Deutschland Menschen im Laufe des zweiten Weltkrieges großes Leid erfahren haben muss gerade auch im Kontext mit der besonderen Menschenverachtung einer faschistischen Diktatur und der Ziele der Angriffskriege gesehen werden.

Mir ist völlig klar, dass ihre Gedenkstätte und der Verein eine Funktion in der politischen Basisarbeit der sächsischen NPD und ihr nahe stehender Gruppen hat. Mit Interesse habe ich den Bericht über ein Sommerfest der "freien" Kräfte aus Borna und Leipzig im Sommer 2007 auf ihrem Gedenkstättengelände gelesen. So soll dort auch der wissenschaftliche Berater der sächsischen NPD Landtagsfraktion Dr. Olaf Rose als Hauptredner aufgetreten sein.

Herr Hild, ich halte es für eine bemerkenswerte Unverschämtheit, wenn die politischen Kräfte, die für das unglaubliche Unheil und Elend in Deutschland und in vielen weiteren Staaten gesorgt haben nun die Opfer ( auch jüdischer Herkunft ) zu vereinnahmen und für sich zu instrumentalisieren versuchen. Ihnen, Herr Hild, unterstelle ich, dass sie sehr genau wissen was sie tun.

Bitte verstehen sie, dass mir vor diesem Hintergrund die Beantwortung ihrer Fragen z. B. zu Toten 1. und 2. Klasse und angeblichen Boykottmaßnahmen der Stadt Borna nicht sinnvoll erscheint.

Mit freundlichem Gruß

Christoph Waitz