Frage an Christoph Pries von Thomas W. bezüglich Kultur
Sehr geehrter Herr Pries,
als Archivar habe ich mit großer Betroffenheit den Einsturz des Kölner Stadtarchivs mitverfolgt. Obwohl ich mich, so glaube ich sagen zu dürfen, eingehend informiert habe, ist mir sowohl eine offizielle Stellungnahme des Kulturstaatsministers als auch des Kulturausschusses des Bundestages nicht bekannt.
Daher meine Fragen:
1) Liegen solche Äußerungen vor? Falls nein:
2) Warum hat sich der Kulturausschuss bis jetzt noch nicht mit dieser nationalen, kulturellen Katastrophe auseinandergesetzt ?
3) Wie ist Ihre Meinung - zumal als Historiker - zu diesem Ereignis ?
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
Thomas Wolf
Sehr geehrter Herr Wolf,
mich hat der Einsturz des Kölner Stadtarchivs tief bestürzt. Auch wenn heute gemeldet wurde, dass mehrere Kellerräume mit zahlreichen Beständen den Einsturz des Archivs offenbar unversehrt überstanden haben, ist unersetzliches Kulturgut verloren gegangen. Noch schlimmer wiegt jedoch der Verlust zweier Menschenleben.
Staatsminister Neumann hat sich sehr wohl zu den Ereignissen von Köln geäußert. In seinem Statement vom 5. März 2009 sagte er: „Der Zusammenbruch des Gebäudes des Historischen Stadtarchivs in Köln bedeutet einen unersetzlichen Verlust. Im Vordergrund steht die Sorge um Menschenleben. Mit dem Zusammenbruch ist aber auch eine kulturelle Tragödie von nationaler Tragweite verbunden. Der Verlust eines einzigartigen, über 1200 Jahre gewachsenen Bestandes wertvoller Originalquellen und eines der wichtigsten und größten europäischen Stadtarchive bedeutet nicht nur für die Geschichte der Stadt, sondern auch für ganz Deutschland einen unermesslichen Schaden. Sollte es mittels restaurativer Maßnahmen möglich sein, zumindest Teile der Bestände zu retten, werden selbstverständlich das Fachwissen und das Potenzial der von meinem Haus finanzierten Einrichtungen eingesetzt, um den Schaden wenigstens in Grenzen zu halten. Das Bundesarchiv, die Staatsbibliothek zu Berlin und die Herzogin Anna Amalia Bibliothek zu Weimar haben bereits erklärt, das Archiv nach erfolgter Bestandsaufnahme bei der Restaurierung der verschütteten Materialien zu unterstützen. Das Land Nordrhein-Westfalen und die Stadt Köln haben nun zur Aufgabe, das Ausmaß der Katastrophe zu ermitteln und zu retten, was zu retten ist. Mit den zerstörten Originalen ist ein Teil unseres kulturellen Erbes wohl unwiederbringlich verloren gegangen. Dass gerade das Kölner Stadtarchiv von der - auch mit Bundesmitteln finanzierten - Dokumentensicherung der Quellen Gebrauch gemacht hat und ein erheblicher Teil der Quellen mikroverfilmt wurde, zeigt, wie wichtig es ist, wertvolle Originaldokumente durch Verfilmung und Digitalisierung zu sichern, um wenigstens auf diese Weise die Zeugnisse der Geschichte im kulturellen Gedächtnis zu bewahren.“
Dieser Auffassung kann ich mich weitgehend anschließen. Bei dem Stadtarchiv Köln handelt es sich - wie der Name schon sagt - um ein Stadtarchiv. Die Deutung, Beurteilung und Konsequenzen aus dem Einsturz des Archivs liegen daher bei der Stadt Köln, bzw. bei der Landesregierung NRW. Darüber hinaus hat sich natürlich auch die Arbeitsgruppe Kultur und Medien der SPD-Bundestagsfraktion eingehend mit der Thematik beschäftigt.
Mit freundlichen Grüßen
Christoph Pries, MdB