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Frage von Andreas M. •

Frage an Christoph Degen von Andreas M. bezüglich Verkehr

Wie stehen Sie zur geplanten Erweiterung des Kraftwerks Staudinger?

Mit freundlichem Gruß,

Andreas Merz

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Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Merz,

ich lehne die Erweiterung des Kraftwerks Staudinger im derzeit geplanten Umfang ab.
Das geplante neue Großkraftwerk Staudinger in Großkrotzenburg (Block 6) mit einer elektrischen Gesamtbruttoleistung von 1100 MW enthält unwägbare ökonomische Risiken und untragbare ökologische Risiken. Beides ist angesichts gegebener Alternativen nicht zu rechtfertigen.

Die konkrete Alternative sollte einen Schwerpunkt am Standort Großkrotzenburg haben,
- um dort den Arbeitsplätzen (gegenwärtig 420) im Bereich der gegenwärtigen Stromerzeugung auch unter veränderten Vorzeichen eine Perspektive zu geben,
- um dort vorhandene Infrastrukturen - soweit wie nötig und möglich - weiter nutzen zu können.

Das unwägbare wirtschaftliche Risiko besteht darin, dass

- die Kraftwerkskosten für Großkraftwerke deutlich steigen,
- die Kohlepreise in den nächsten Jahren voraussichtlich stark ansteigen,
- für die Kraftwerksbetreiber erhebliche Kosten für den Erwerb von Emissionsrechten unausweichlich sind.

Das ökologischen Risiko liegt vor allem in einer erhöhte CO2-Emission über einen Zeitraum von vier Jahrzehnten und damit eine dauerhafte Zusatzbelastung für das ohnehin schwer schadstoffbelastete Rhein-Main-Gebiet.

Die Alternative auf Grund einer sozialen, gesamtwirtschaftlichen und gesamtökologischen Bewertung, an der sich eine von uns geführte Landesregierung orientieren würde, geht davon aus, dass anstelle des Blocks 6 mit 1100 MW ohnehin nur eine Kapazität von maximal 700 MW erforderlich wäre. 400 MW wäre der Anteil des gedachten Partners der Stadtwerke Hannover, die gemäß unserer Zielsetzung einer Dezentralisierung der Produktion andernorts erstellt werden müssten - zumal Niedersachsen dünner besiedelt und weniger ökologisch belastet ist als Hessen.

Von den verbleibenden 700 MW würden wir 300 MW unter der Bedingung genehmigen, dass eine volle energetische Wärmeauskopplung stattfindet. Diese 300 MW Fernwärme entsprechen der derzeitigen Planung. Damit reduziert sich der tatsächliche Ersatzbedarf auf maximal 400 MW.

Es handelt sich dabei um eine jährliche Produktionsleistung von etwa 3,3 Mrd. Kilowattstunden. Dieses Produktionspotential kann erreicht werden, indem erneuerbare Energien und die Kraft-Wärme-Kopplung ausgebaut werden.

Erst gestern habe ich ein Blockheizkraftwerk in Hasselroth besucht, welches mehrere Wohneinheiten mit Wärme versorgt und gleichzeitig Strom erzeugt. Der Wirkungsgrad solcher Kleinkraftwerke liegt weitaus höher als von jedem Großkraftwerk erreicht werden kann.

Werden die Energieträger (Biomasse, Wind, Sonne, Wasser) in der Region erzeugt, bleiben Wertschöpfung und damit Investitionen in der Region anstatt, dass Kohle aus Südamerika oder Öl aus Russland bezogen werden muss.

Für Rückfragen stehe ich wie immer gerne zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen

Christoph Degen