Frage an Christoph de Vries von Ang K. bezüglich Bildung und Erziehung
Sehr geehrter Herr de Vries,
Ich finde es sehr lobenswert, dass sie zu den Politikern gehören die zumindest die meisten Fragen beantworten, vielleicht habe ich auch Glück.
mein Sohn besucht zwar erst die 1. Klasse, übrigens einer Privatschule, weil das Bildungssystem in Hamburg dermaßen schlecht ist; aber er kommt irgendwann in eine weiterführende Schule.
Für welche Auswahl, die die Eltern dann haben sollen, setzen sie sich ein? Elitegymnasium und Resteschule?
Was mache ich wenn mein Sohn
a) nicht gut genug fürs Gymnasium ist oder
b) nicht gut genug sein darf, da er aus einem sozial schwächeren Elternhaus kommt?
Bitte antworten Sie mir schnell, da diese Frage für mich sehr wahlentscheidend ist.
mfG
a.krogh
Sehr geehrte Frau Krogh,
die Gegenüberstellung der beiden Alternativen "Elitegymnasium" und "Resteschule" suggeriert ja, dass dies in irgendeiner Weise schulpolitische Zielvorstellung sei. Zumindest für mich als Christdemokrat kann ich guten Gewissens sagen, dass dies mit Sicherheit nicht unsere Politik ist. Vielmehr ist das heutige Nebeneinander von acht Schulformen das Resultat ausgebliebener Richtungsentscheidungen und idelogieüberfrachteter Schulpolitik in der Vergangenheit.
Mein Ideal einer fortschrittlichen Schulpolitik ist, dass leistungsstarke Schüler auch entsprechend ihrer Fähigkeiten gefordert werden und Schüler, die sich schwerer in der Schule tun, die Unterstützung und Förderung bekommen, die sie benötigen. Auf diesem Weg sollte es keine ständigen Schulwechsel und ein Herausreißen aus der Klassengemeinschaft und dem Freundeskreis geben. Wir sind uns bestimmt einig darüber, dass wir von diesem Zustand noch ein ganzes Stück entfernt sind. Schauen wir uns die heutigen Gesamtschulen als Vorboten der von links propagierten Einheitsschulen an, müssen wir feststellen, dass die Leistungen aller Schüler relativ weit hinter ihren Möglichkeiten zurückbleiben.
Aus diesem Grund bin ich davon überzeugt, dass unser Zwei-Säulen-Modell aus Gymnasium und Stadtteilschule der richtige Weg ist. Es ermöglicht an beiden Schulformen das Abitur, macht das Schulsystem durchlässig und häufige Schulwechsel überflüssig. Die Stadtteilschule ist alles andere als eine "Resteschule", so dass Sie ihren Sohn unbesorgt auf die Stadtteilschule schicken können, ohne dass ihm damit ein höherer Abschluss mit dem Abitur verwehrt wird.
Ganz persönlich erlaube ich als Abiturient eines katholischen Gymnasiums in Hamburg noch die Anmerkung, dass es auch ausgezeichnete weiterführende Privatschulen in unserer Stadt gibt, die für mich eine bereichernde Ergänzung des Schulsystems darstellen.
Herzlichen Gruß
Christoph de Vries